100-Seiten-Bücher – Teil 73
Jeremias Gotthelf: »Die schwarze Spinne« (1842)
Berlin, 5. August 2013, 08:40 | von Josik
Der nachherige Welterfolg »Fifty Shades of Grey« war anfangs bekanntlich nichts anderes als Fanfiction, eine Fortschreibung von »Twilight«. Was sich aber mindestens ebenso gut für eine selbstausgedachte und selbstgeschriebene Fortführung anbieten würde, wäre »Die schwarze Spinne«, eine Novelle, in welcher der Falke eine Spinne ist. Ähnlich wie bei »Twilight« ist nämlich »Die schwarze Spinne« gleichermaßen durchsetzt von realistischen und aber auch Fantasy-Elementen. So verwandelt sich z. B. eine Frau in eine Spinne und einer anderen Frau schwillt das Gesicht auf, »wochenlang konnte man weder Nase noch Augen sehen, den Mund mit Mühe finden«.
Der Gruselfaktor ist wirklich enorm hoch. Und auch die Frage, warum in ungerechten politischen und sozialen Systemen die doch längst überfälligen Revolutionen so oft ausbleiben, wird, im Hinblick auf die kleinen Leute, ganz nebenbei beantwortet: »Not und Plage hatten den Mut ihnen ausgelöscht, so daß sie keine Kraft mehr zum Zorne hatten, sondern nur noch zum Jammer.« Fazit: Wenn die Uni Bern sich sputet, dann geht es hoffentlich sehr viel schneller als die angekündigten »mindestens 30 Jahre«, bis alle ca. 67 Bände der Historisch-Kritischen Gesamtausgabe der Werke von Jeremias Gotthelf erschienen sind.
Am 12. August 2013 um 17:15 Uhr
Die schwarze Spinne ist ein sehr lesenswertes Buch, das die verschiedenen Gesellschaftsschichten wiederspiegelt. Das eigentliche Thema ist die Überwindung des Bösen durch freiwillige, fast märtyerhaften Opfertaten. Das Buch ist sehr gut geschrieben und regt zum Nachdenken an.