100-Seiten-Bücher – Teil 74
Boris Pasternak: »Über mich selbst« (1956)

Berlin, 7. August 2013, 08:33 | von Josik

Boris Pasternak hat zwei Autobiografien geschrieben, eine am Ende seines Lebens und die andere schon in seinen Dreißigern. Hier soll natürlich nur die Autobiografie besprochen werden, die er am Ende seines Lebens geschrieben hat. Es wäre ja Unfug, sich mit einer in jungen Jahren entstandenen Autobiografie auseinanderzusetzen, wenn das Leben dieses Autors dann seltsamerweise noch jahrzehntelang weitergeht. Am meisten hat mich in diesem »Versuch einer Autobiografie« die folgende Stelle bestürzt. Über sein Verhältnis zu Sergej Jessenin schreibt Pasternak: »Mal schwuren wir uns in Tränen zerfließend ewige Treue, mal prügelten wir uns bis aufs Blut, und man mußte uns gewaltsam trennen.« Ein sich prügelnder Pasternak? Der zukünftige Nobelpreisträger ein Lausejunge und Raufbold? Das kann man sich schwer vorstellen, wo er doch auf sämtlichen Porträts immer so durchgeistigt aussieht. Diese Autobiografie hält also die eine oder andere schöne Überraschung bereit und man freut sich darüber sehr, denn die hier berichteten Episoden machen Pasternak nahbar und menschlich.

Länge des Buches: > 115.000 Zeichen. – Ausgaben:

Boris Pasternak: Über mich selbst. Versuch einer Autobiographie. Aus d. Russ. von Reinhold von Walter. Anm. von Victor Frank. Frankfurt/M.: S. Fischer 1959.

Boris Pasternak: Über mich selbst. Versuch einer Autobiographie. Überarb. u. erg. von Heddy Pross-Weerth. Überarb. u. erg. Ausg. Frankfurt/M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag 1990.

(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)

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