Hommage an Marcel Reich-Ranicki (1920–2013)
»Er war ein nicht ganz schlechter Dichter«
Berlin, 18. September 2014, 07:54 | von Guest Star
(Gastbeitrag von cehaem)
Er war ein hochbegabter russischer Poet. Ja, er war ein nicht ganz schlechter Dichter. Er hat auch Geschichten und Romane geschrieben, die allerdings nicht von literarischer Bedeutung waren. Ein Kritiker hat ihn damals sehr gelobt.
Ihn zu charakterisieren fällt mir schwer. Für seine Dichtung waren die Frauen und sein Judentum von großer Bedeutung. Ob das eine wichtiger als das andere war, vermag ich nicht zu beurteilen. Er hat zwar keine bedeutenden Werke geschrieben, dafür aber zahlreiche. Für die Älteren waren diese Erzählungen damals lustig.
Er hat keine Ahnung von Literatur, nun gut, aber muß man das lauthals verkünden? Er hat sich in allen seinen Romanen die größte Mühe gegeben, seine Leser eben nicht zu langweilen, sondern zu amüsieren. Die Romane, die er nach dem Ersten Weltkrieg geschrieben hat, sind allesamt ziemlich schlecht.
Seine zahlreichen Essays und Rezensionen waren zwar anspruchsvoll, haben aber viele seiner Leser gelangweilt. Einige seiner Biographien sind beinahe so lesenswert wie die Werke der Autoren, mit denen sie sich befassen. Es sind dankbar zu lesende und zugleich vergessene Bücher. Wer Lust hat, mag sich von diesen Büchern weiterhin anregen lassen.
Es sind inzwischen mehrere Romane von ihm erschienen, und wenn ich mich recht entsinne, wurden die meisten von den Lesern sehr gelobt. Jeder dieser Romane hat den Lesern der Unterhaltungsliteratur offenbar viel Vergnügen verschafft. Seine Bücher sind mir immer wieder empfohlen worden, ich solle sie unbedingt lesen, sie wären hochinteressant. Das mag alles stimmen, aber ich bin nie dazu gekommen.
Hierüber ist viel zu sagen, aber doch bei anderer Gelegenheit.
(Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2003–2013)
Am 19. September 2014 um 00:00 Uhr
Hallo,
Also ich fand mich immer bestens unterhalten wenn Reich-Ranicki über den Bildschirm flimmerte und ein großer Teil der Leute muss es wohl ebenso gegangen sein denn der Erfolg des „Literarischen Quartetts“ lässt sich wohl nicht anders erklären. Wenn ich seinen Urteil auch nicht immer folgen mochte so war dies doch immer anregend über so manches Buch nachzudenken oder es zu lesen. Über seine Einstellung gegenüber Frauen und Sex will ich mich nicht auslassen da diese wohl kaum unserem Jahrhundert entspricht.
Seine Autobiographie ist lesenswert und der daraus entstandene Film sehenswert.
Sicher, kein großer Schriftsteller aber ein guter Kritiker und Unterhaltungskünstler allemal.
J.Lindner
Am 19. September 2014 um 16:17 Uhr
Also, man denkt zuärrrst, man habe in J.Lindnerrr eine Autorrrin vorrr sich, die zurrr Gattung derrr avatgarrrdistischen Schrrriftstellerrrr zu rrrrechnen wärrrre, besonderrrrs, weil sie sich derrr Kommasetzung zuerrrst und vorrrerrrst konsequent zu verrrweigerrrn scheint. Doch dann, mit einem Mal schlägt wie aus heiterrrem Himmel doch eines in den Text ein, gerrrade an derrr Stelle, an derrr das Wort „Sicherrr“ irrrronisch unserrrre nurrrr scheinbarrrr gewonnene Sicherrrheit konterrrrkarrrrrrrrrierrrrrt und brrrricht. Ich habe schon viel solche rrrreduizierrrrte Literrrratur lesen müssen, aberrrr dies hat Grrrrröße, wahrrrrre Grrrrröße! Und das in einem Leserrrrbrrrrief! Errrrstaunlich! Ganz errrrstaunlich!