Moskau
Moskau, 26. Juli 2015, 21:52 | von PacoFolge ich also dem Ruf der drei Tschechow-Schwestern, nach Moskau, nach Moskau. Die Uni hat einen Driver nach Domodedovo geschickt, irgendwie muss ich ihn als erstes fragen, aus großem Interesse heraus, wie so das Leben in Moskau ist. Er atmet schwer, aber auch ein bisschen lustig auf, na ja, schwierig, mühsam, kompliziert und so. Er erzählt lieber von seinem Herkunftsland Armenien, dem ersten Land, in dem das Christentum Staatsreligion wurde, noch vor Rom. Bitte? Wie? NOCH VOR ROM! Ach so, okay. Das muss also im Jahr 301 gewesen sein und das nehme ich sozusagen als Fun Fact mit ins Hotel.
Dann gleich wieder hinunter auf die Straße und rein ins Moskau unserer Zeit, ich durchquere ein paar Fußgängertunnel, alles schön, spaziere eine Weile einfach so umher und kaufe auf dem Rückweg noch eine Flasche Kwas ein und an einem Kiosk den aktuellen »Russkij Pioner« und das aktuelle »Snob«, die vielleicht (!) beiden besten Magazine unserer derzeitigen Welt.
Nächster Tag, nach meinem Vortrag an der Uni komme ich mit einem Postdoc ins Gespräch, der gerade Morettis »Distant Reading« nach Russisch übersetzt. Wir gehen dann noch mit ein paar anderen Leuten zum Essen, Stolovaya-Style, und so geht der Abend dahin und am nächsten Tag habe ich ein bisschen Zeit. Ich will da eigentlich nur die Boulevards entlang spazieren und habe dabei Pupkulies & Rebecca als Soundbett im Ohr.
Die Menschen sind freundlich und lachen, mittendrin steht ein bunter Donbassrekrutierungswagen und ich merke, dass irgendwie jede ältere Frau, an der ich vorüberlaufe, wie Irina Antonowna ausschaut. Auch deshalb gehe ich wie automatisch zu ihrem Puschkin-Museum, stehe dann davor und finde die Säulen da schön und gehe dann auch rein, 300 Rubel. Ich sehe mir praktisch nur das berühmte Geschmeide an, das Schliemanns Frau sich mal aufgesetzt hat, ist doch nicht schlecht, diese Trophäenkunst.
Eine knappe halbe Stunde später stehe ich wieder draußen und freue mich ziemlich über den gelungenen Nachmittag und da fällt mir wieder ein, dass ich ja für Ruth ein Selfie auf dem Roten Platz schießen soll, und das tue ich dann eben und gehe dann noch ins Kaufhaus Gum rein, alter Sehnsuchtsort, und schaue da ein bisschen gedankenverloren herum.
Dann wieder mit Pupkulies & Rebecca die Boulevards lang, ich will so mittelfristig, jedenfalls nicht zu schnell, zu den Deti Rayka, und da ich die beiden Magazine von gestern nicht mit mir mithabe, kaufe ich sie einfach beide noch mal und gehe dann ins Kaffeehaus des Monats und dort gibt es zu essen und zu trinken und dann lese ich und lese.