100-Seiten-Bücher – Teil 130
Annemarie Schwarzenbach: »Lyrische Novelle« (1933)
München, 15. Dezember 2018, 11:25 | von Josik
Weil ich demnächst mal wieder in die Schweiz fahre, lieh ich mir im Gasteig zur Vorbereitung auf diese Reise die »Lyrische Novelle« der Schweizer Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach aus. Das Exemplar, das im Magazin der Münchner Stadtbibliothek vorrätig ist, endet auf Seite 114, und zwar mit folgendem Satz aus dem angehängten Essay von Roger Perret: »Kein Wunder, dass die Mutter gegenüber den Büchern von«. Nanu?
Da ich nicht annehme, dass es sich bei diesem Essay um ein literaturhistorisch irgendwie bedeutsames kryptoromantisches Fragment handelt, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass in dieser Ausgabe einfach ein paar Seiten fehlen. Dafür sprechen zwei Gründe: Erstens, dass das besagte Exemplar total zerfleddert ist und im Grunde nur noch aus lauter einzelnen losen Seiten besteht. Zweitens, dass diese Ausgabe laut den Angaben der Deutschen Nationalbibliothek nicht 114, sondern 147 Seiten dünn ist.
Nun aber endlich zu der supersten und stilistisch eigentümlich flirrenden »Lyrischen Novelle« selbst. Eigentlich finde ich Spoiler nicht gut. Hier muss ich aber eine Ausnahme machen. Nachdem das Buch erschienen war, bezeichnete Annemarie Schwarzenbach als den »Hauptfehler« der Geschichte nämlich Folgendes: »Der zwanzigjährige Held ist […] kein Jüngling, sondern ein Mädchen – das hätte man eingestehen müssen« (S. 100).
Also, Leute, wenn ihr demnächst die »Lyrische Novelle« lest, dann stellt Euch bitte keinen Ich-Erzähler vor, sondern eine Ich-Erzählerin!
Vielen Dank.