100-Seiten-Bücher – Teil 133
Jane Austen: »Sanditon« (1817/1925)
München, 24. Dezember 2018, 02:16 | von Josik
Mr. und Mrs. Parker unternehmen eine längere Reise in das kleine Willingden, um den dortigen Arzt davon zu überzeugen, sich im aufstrebenden Badeort Sanditon anzusiedeln, wo es nämlich bisher noch eines Arztes ermangelt. Am Ende der Reise verunfallen sie mit ihrer Kutsche. Einige hilfsbereite Bewohner Willingdens kommen herbeigeeilt. Mr. Parker bittet darum, zum Arzt gebracht zu werden. Einer der Einheimischen, Mr. Heywood, antwortet, hier gebe es keinen Arzt. Der frisch aus der Kutsche Geplumpste fragt, ob er sich hier etwa nicht in Willingden befinde? Doch, das hier sei Willingden. Hurra! Mr. Parker holt aus seiner Brieftasche eigenhändig Ausgeschnittenes aus der »Morning Post« und der »Kentish Gazette«:
»Dann, Sir, kann ich Ihnen beweisen, daß Sie einen Doktor im Kirchspiel haben – ob Sie nun von ihm wissen oder nicht. Hier, Sir – (…) dann können Sie sich selbst überzeugen, daß ich nicht ins Blaue rede. Sie werden feststellen, Sir, es handelt sich um die Bekanntmachung der Auflösung einer ärztlichen Sozietät – hier in Ihrem Kirchspiel (…) – lesen Sie es hier in voller Länge, Sir« – und er hielt ihm die beiden länglichen Zeitungsausschnitte hin. – »Sir« – sagte Mr. Heywood mit nachsichtigem Lächeln – »zeigen Sie mir sämtliche Zeitungen, die im Lauf einer Woche im ganzen Königreich gedruckt werden, und Sie werden mich doch nicht davon überzeugen, daß es in Willingden einen Arzt gibt – denn da ich schon mein ganzes Leben hier lebe, alle siebenundfünfzig meiner Knaben- und Mannesjahre, müßte ich von einer solchen Person doch wohl wissen« (S. 8f.).
Soweit ich sehe, hat Jane Austen hier den bisher besten Kommentar zur Causa #Relotius abgeliefert.