100-Seiten-Bücher – Teil 163
Lya Luft: »Die Frau auf der Klippe« (1980)
München, 30. Juli 2019, 10:25 | von Josik
Leider kann ich kein Portugiesisch, aber wenn der Algorithmus von Google Translate mich nicht veräppelt hat, dann bedeutet »As parceiras«, wie der Originaltitel dieses ziemlich heftigen Romans lautet, übersetzt: »Die Partner«. Dass die deutsche Ausgabe den Titel »Die Frau auf der Klippe« trägt, ist schon ok, denn tatsächlich taucht am Anfang des Buches auf der Klippe eine Frau auf, und auch zwischendrin taucht sie ein paar Mal auf, und am Ende sind es eben sogar zwei Frauen auf der Klippe. Wunderlich hingegen ist das Cover der deutschen Ausgabe: Ein weißer Krug und ein schwarzer Krug stehen auf einer blauen Tischdecke mit roten Klecksen oder vielleicht auch Riesenmohnblumen. Im Roman selbst kommen weder ein weißer Krug noch ein schwarzer Krug noch eine blaue Tischdecke mit roten Klecksen oder Riesenmohnblumen vor. Wahrscheinlich soll das Bild symbolisch für irgendwas stehen, ich habe nur leider keine Ahnung, wofür.
Zum Vergleich habe ich mir im Internet die anderen Cover angekuckt, die diesem Buch etwa von brasilianischen Verlagen verpasst wurden, und war sehr überrascht, denn es ist wirklich ein bisschen irre, wie die Grafikleute sich in diesem Fall weltweit ausgetobt haben: Auf dem Cover der einen Ausgabe sind psychedelische Grünstreifen zu sehen, auf dem Cover einer anderen eine Blondine mit zwei Theatermasken, des Weiteren gibt es eine Ausgabe mit irgendwelchen ausgedachten Spielkarten auf dem Cover, und es gibt beispielsweise auch noch eine Ausgabe mit zwei Schemen vorne drauf, die gleichzeitig Schach spielen. Das alles hat mit dem Roman einfach überhaupt nichts zu tun, und es wäre interessant zu erfahren, wie es zu diesem globalen Coverpallawatsch gekommen ist.
Ich rate jedenfalls dazu, dieses Buch ganz unvoreingenommen nur ohne Cover zu lesen.
Lya Luft: Die Frau auf der Klippe. Roman. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner. Stuttgart: Klett-Cotta 2013. S. 3–128 (= 126 Textseiten).
(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)
Am 1. August 2019 um 15:54 Uhr
Google treibt da wilden Unsinn. Das „a“ ist auch im Portugiesischen die weibliche Endung und der weibliche Artikel, also sind es „die Partnerinnen“ oder, falls es um Spiel und Sport gehen sollte, vielleicht „die Teamkameradinnen“.