100-Seiten-Bücher – Teil 167
Aminata Sow Fall: »Die wundersame Verwandlung des Bakar Diop« (1976)
München, 1. Oktober 2019, 09:30 | von Josik
Bakar Diop ist der absolut netteste Mensch, den man sich vorstellen kann, extremst sympathisch, super Typ, wir alle lieben ihn sehr. Aber dann passiert etwas: »Bakar wurde wegen Urkundenfälschung, Betrug und der Unterschlagung einer Summe von zwölf Millionen Francs verurteilt« (S. 49), und weil er von seiner Umgebung dafür ganz schön geächtet wird, rächt er sich sozusagen mit einer unspoilerbaren Schlusspointe. Nun fragt Ihr Heuchler Euch natürlich, huch, wie konnte denn das passieren, dass ausgerechnet unser lieber Bakar betrogen, Urkunden gefälscht und zwölf Millionen Francs unterschlagen hat. Die plausible Erklärung dafür besteht aus vier Worten, die in einem langen, verschachtelten Satz auf Seite 56 versteckt sind, und weil man diese Stelle so leicht überliest, greife ich sie hier extra heraus: Bakar hat – ich zitiere die besagten vier Worte nun in voller Länge – »einer plötzlichen Schwäche nachgegeben«. Wirklich, Leute, wer von Euch noch nie zwölf Millionen Francs unterschlagen hätte, wenn die Gelegenheit günstig gewesen wäre, werfe den ersten Stein!
Aminata Sow Fall: Die wundersame Verwandlung des Bakar Diop. Roman. Aus dem Französischen von Cornelia Panzacchi. Göttingen: Lamuv Verlag 1998. S. 3–137 (= 135 Textseiten).
(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)