100-Seiten-Bücher – Teil 175
Ghada Samman: »Mit dem Taxi nach Beirut« (1974)
München, 9. Oktober 2019, 10:25 | von Josik
Fünf zufällige Fahrgäste fahren im Sammeltaxi von Damaskus nach Beirut und reden praktisch kein Wort miteinander, aber so unterschiedlich ihre Lebensgeschichten dann auch weitergehen – packend, explizit, brutal –, sie streifen sich doch. Besonders Yasmina ist eine starke Figur, und so könnten wir die fünf jetzt alle einzeln durchgehen, na, verweilen wir vielleicht noch ganz kurz bei Mustafa, der grade dabei ist, Fischer zu werden: »Aber stand er nun auf der Seite der Fischer oder auf der Seite der Fische?« (S. 30) Holy moley! Eine vergleichbar unerwartete Frage hat mir vor vielen Jahren eine Arbeitskollegin gestellt, mit der ich mich über »Tom und Jerry« unterhalten habe. Sie fragte mich: »Warst du als Kind auf der Seite von Tom oder auf der Seite von Jerry?« Ich war daraufhin mehrere Minuten lang völlig perplex und sprachlos, da ich bis zu diesem Zeitpunkt niemals, wirklich never ever, auch überhaupt nur auf die Idee gekommen war, dass man auf der Seite von Tom sein könnte!
Ghada Samman: Mit dem Taxi nach Beirut. Roman. Aus dem Arabischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Suleman Taufiq. München: dtv 1993. S. 3–98 (= 96 Textseiten).
(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)