Altes Fleisch: Cäsar und die Nazis

Leipzig, 27. Juli 2007, 14:45 | von Millek

Als ich gerade ins Institut zurück kam, lag mir der Mittagstisch noch schwer im Magen. Seine Jacke über die Schulter geworfen, sah ich Paco beim Pförtner stehen. In der Hand hielt er die »Caesar«-Biografie von Hans Oppermann, und endlich, endlich gab er sie mir zurück.

Ich betrachtete sie und erinnerte mich kurz daran, dass ich einmal in einer Festschrift gelesen hatte, Oppermann sei »einer der wenigen nationalsozialistischen Altertumswissenschaftler«. Diese Einschätzung stammt zwar von Parteigenossen, aber gerade deswegen ist das Licht, das sie wirft, besonders schlecht.

Gott sei dank erschien seine »Caesar«-Biografie erst 1968. Sie liefert schöne Details über den Vormarsch des Prokonsuls in Gallien. Gedanklich hält sich Oppermann aber woanders auf. Von der Ernährung der Legionäre schreibt er:

»Fleisch war nur ein Hilfsmittel für den Mangel, und es ist ein Zeichen von Verpflegungsschwierigkeiten, wenn der Soldat darauf angewiesen ist. Mit Recht: als während des schnellen Vormarsches in Frankreich 1940 einige Tage das Brot nicht nachkam, waren wir trotz reichlichen Fleischgenusses dauernd hungrig.« (S. 53 f.)

Das Fehlen weiterer Vergleiche dieser Art lässt hoffen, dass Oppermann den Frankreichfeldzug im Ganzen nicht als experimentalarchäologische Selbsterfahrung missverstand.

Als Experimentalarchäologie für alle, zumindest zum Zukucken, kann auch die viel gerühmte HBO-Serie »Rome« gelten. (Da ja alle die Krteken bereits gelesen haben, verzichte ich an dieser Stelle mal wieder auf Links.)

Leider fehlen der deutschen Synchronfassung die fein austarierten sprachlichen Unterscheidungen zwischen Plebs und Patriziern innerhalb der römischen Nobilität. Aber vielleicht ist das ja nur Teil des Experiments. Auch passt ein lässiges People’s Tribune Mark Antony viel besser zur Rolle als ein etwas angestrengt klingendes Volkstribun Marc Antoooon. An Marcus Antonius Tribunus Plebis möchte ich allerdings auch nicht denken.

Fleisch jedenfalls ist hier nicht nur Hilfsmittel. Im Gegenteil, es wird in allen Verwendungen und Missbräuchen dargebracht und ist der rote Faden eines materialistischen Subtextes. Folge 11, »Die Beute«, ging den Freiwilligen Jugendwächtern dann zu weit. Sie erhielt keine Freigabe (PDF).

Kann zuviel Fleisch denn Frevel sein?

Na ja – ich geh wieder an die Arbeit, und am Montag, ja am Montag nehme ich Paco mit zum Essen. Dann liegt ihm auch etwas schwer im Magen.

hehehe

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