100-Seiten-Bücher – Teil 110
Wolfgang Bächler: »Traumprotokolle« (1972)
Berlin, 7. März 2014, 17:09 | von Josik
Aus therapeutischen Gründen hat Wolfgang Bächler jahrzehntelang unmittelbar nach dem Aufwachen seine Träume niedergeschrieben. Diese Träume haben mit allem möglichen zu tun, manchmal zum Beispiel mit Unterricht: »Ich gehe in eine Schule. In ihr gibt es auch ein Unterrichtsfach für Geselligkeit und Heiterkeit, in dem ich besonders schlecht bin und immer unangenehm auffalle.« (S. 11) – »Ich gehe in den Französisch-Abendkurs. Aber der Französischlehrer gibt auf einmal Unterricht im Teekochen.« (S. 88)
Oft haben die Träume mit der Gruppe 47 zu tun, deren jüngster Mitbegründer Bächler war: »Jedele vom Süddeutschen Fernsehen (…) fragt mich, ob die ›Gruppe 47‹ am nächsten Tag zum großen Fernsehschießen komme. Ich möchte Näheres wissen, ob das ein richtiges Schießen mit Kanonen und Richtkreisbemessungen sei usw. Jedele nickt und bestätigt das. Ich denke, das ist endlich mal was, wo ich eine richtige Ausbildung habe und vielleicht den anderen überlegen bin.«
Es ist überhaupt sehr interessant, welches Personal durch Bächlers Träume geistert, neben Diktatoren hauptsächlich Schriftsteller u. ä.: Peter Huchel (immer wieder Peter Huchel!), Wolfgang Harich, Hermann Kasack, Hans Bender, Ernst Bloch, Alfred Andersch, Günter Eich, Hermann Lenz, Adriaan Morriën, Helene Weigel, Simone de Beauvoir, Frau Schnurre, Hans Werner Richter, Heinrich Böll, Bertolt Brecht, Helmut Gollwitzer, Hermann Kesten, Willfried Schröpfer, Hans Georg Brenner, Walter Hilsbecher, Reinhard Lettau, Stalin, Grass, Walser usw.
Am 7. März 2014 um 17:23 Uhr
Wolfgang Bächler Festwochen? I like!