Parsifal in Hamburg
Hamburg, 19. September 2017, 17:13 | von DiqueDann war ich auch noch in der Oper, die Premiere des neuen »Parsifal« an der Staatsoper Hamburgo. Kent Nagano als Dirigent, inszeniert von Achim Freyer. Das war ein großes Fest und wurde vom Publikum extremst abgefeiert, habe ich in der Form noch nicht erlebt. Dabei war ich selber gar nicht so berauscht. Musik war top und der Achim Freyer, der am Ende auch auf die Bühne kam, ist ein herrlicher, alter, aber jung gebliebener Zausel.
Kostüme waren so im Gothic-Style, Kundry z. B. hatte massive Dreadlocks, Amfortas und Gurnemanz sahen auch so aus, als wären sie auf dem Weg nach Leipzig zum Wave-Gotik-Treffen. Andererseits lag ein großer Schleier vor der Bühne, auf dem ab und an große Worte eingeblendet wurden, und die Bühne hatte ca. vier Etagen, das war dann wieder ganz smart. Aber der Gruftie-Look ging mir ein bisschen auf das Gemüt.
In der Pause beobachtete ich am Nachbartisch eine hübsche Szene. Da saß eine sehr große, elegante Frau, um die 40, mit zwei älteren Herren, es gab Schampus und Häppchen, einer der Herren war super fett, mindestens so wie Mandelbrod in den »Wohlgesinnten«, der andere trug einen Schnauz, Typ Anwalt aus den 80ern. Die Frau besprach laut das Stück, aber immer unter der Verwendung der Wörter »geil« und »scheiße«, das war so ein bisschen schräg, »und wie Kundry auf die Bühne geflogen kam, so geil, und dann der Amfortas, ich dachte, scheiße …«.
Der Clou war aber, dass sie die Outfits an »The Dark Knight« erinnerten (und da hatte sie auch genau recht), und dann ergoogelte sie ein Bild des Jokers und zeigte es stolz den beiden Herren, die offensichtlich keinen Plan hatten, sich allerdings auch sowieso mehr für ihre Lachshäppchen interessierten. Ok, eine lange Geschichte und eigentlich ist ja so viel nicht passiert, einfach mal wieder in der Oper gewesen.