100-Seiten-Bücher – Teil 229
Asja Lacis: »Revolutionär im Beruf« (1925–1971)
München, 20. November 2021, 10:50 | von Josik
Man sollte die faszinierende Schauspielerin und Regisseurin und Theaterleiterin Asja Lacis, die außerdem eine sensationell gute Autorin und Stilistin war, nicht immer im Zusammenhang mit ihrem Kompagnon Walter Benjamin erwähnen, aber da auch wir nun einmal damit angefangen haben, handeln wir das hiermit in aller Kürze ab. Walter Benjamin gilt ja als jemand, der sehr kompliziertes und schwer zu verstehendes Zeug geschrieben hat, umso deutlicher muss man mal darauf hinweisen, dass er auch ganz einfache Sachen geschrieben hat. Hier ein von Asja Lacis zitierter Walter-Benjamin-Satz: »Das Dasein von Micky-Maus ist ein […] Traum der heutigen Menschen« (S. 54). Kontext bei Interesse bitte selber recherchieren.
Aus Asja Lacis‘ hervorragend zusammengestoppelten Erinnerungen erfährt man nicht nur eine Menge Anekdoten über die Regisseure Bertolt Brecht, Meyerhold, Piscator und wie sie alle heißen, mit denen sie zusammengearbeitet hat, sondern sie schreibt auch Hochinteressantes über ihr Engagement für sowjetisches Kindertheater. Übrigens, bei der Verfilmung von Anna Seghers‘ Novelle »Aufstand der Fischer von St. Barbara« arbeitete Asja Lacis als Regieassistentin, auch hiervon berichtet sie in diesem Buch.
Eine vollwertige deutschsprachige Biographie von Asja Lacis gibt es, soweit ich sehe, bis heute nicht. Ihr solltet also schleunigst eine schreiben, zumal Asja Lacis ihre Zeit von 1938 bis 1948 in einem einzigen Satz komprimiert: »Ich wurde gezwungen, zehn Jahre in Kasachstan zu verbringen« (S. 89).
Asja Lacis: Revolutionär im Beruf. Berichte über proletarisches Theater, über Meyerhold, Brecht, Benjamin und Piscator. Herausgegeben von Hildegard Brenner. München: Rogner und
Bernhard Verlag, 2., durchgesehene und erweiterte Auflage 1976. S. 3–129 (= 127 Textseiten).
(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)