Software & Erinnerung (Teil 1)

Leipzig, 1. September 2007, 15:00 | von Paco

»Et tout d’un coup le souvenir m’est apparu.« (Proust, Combray)

Heute gibt es mal eine Auflistung aller möglichen open- und closed-source-Programme, die wir Umblätterer täglich verwenden. Es geht um die Versions- bzw. Build-Nummern der gerade aktuellen stable releases oder der produktiv einsetzbaren Betas, jeweils die Version, die wir bevorzugt einsetzen.

Warum? Die verschiedenen Versionen von Programmen binden Erinnerungen. Beim Starten einer alten Programmversion wird sozusagen das Proust’sche Madeleinestückchen im Tee aufgeweicht und verbreitet das Look & Feel einer früheren Zeit.

Der Netscape Navigator 3 riecht zum Beispiel ganz stark nach dem stickigen Rechenzentrum in den Kellern des Hörsaalgebäudes der Uni Leipzig anno 1997.

Oder: An die Macken und Verzögerungen des Internet Explorers 6 kann sich jeder noch erinnern, die neue Version fühlt sich ganz anders an. Und dass zwischen Word 2000 und dem neuen Word 2007 Welten liegen, wird niemand bestreiten, das war ein komplett anderes Arbeiten vor 7 Jahren. Usw.

In diesem Zusammenhang muss umbedinkt auf OldVersion.com hingewiesen werden. Dort finden sich unter dem Slogan »becausenewerisnotalwaysbetter« ältere Versionen vieler Programme.

Wir werden das vielleicht in regelmäßigen Abständen wiederholen und dabei zuschauen, wie sich einzelne Programme entwickeln und damit unseren Habitus und unsere Kultur beeinflussen. Ceterum censeo: Software-Reviews gehören ins Feuilleton. – Here goes, Stand 1. 9. 2007:

Browser & Aufsätze:
Opera 9.23
Firefox 2.0.0.6
SeaMonkey 1.1.4
Netscape Navigator 9.0b3
Konqueror 3.5.7
Safari 3.0.3 (522.15.5)
Amaya 9.55
Internet Explorer 7.0.5730.11
Maxthon 2.0.3.4643

Server/Database/CMS:
Apache 2.2.4
MySQL 5.0.45
PostgreSQL 8.2.4
MediaWiki 1.10.1
osCommerce 2.2 RC1
Trac 0.10.4
WordPress 2.2.2
Typo3 4.1.2
Joomla 1.5 RC1

Clients:
WinSCP 4.0.3
FileZilla 3.0.0 RC3
FireFTP 0.98
Trillian 3.1.7.0
mIRC 6.3
RapidSVN 0.9.4 (Subversion 1.4.2)
floAt’s Mobile Agent 2.1.4.0.R243

Media Players:
VLC media player 0.8.6c
Media Player Classic 6.4.9.0
BSplayer 1.37 (letzte freie Version, immer noch gut)
Songbird 0.2.5
Amarok 1.4.6
foobar2000 0.9.4.4
Winamp 5.35 (einige bevorzugen allerdings 2.91)

Editoren/Word Processors:
OpenOffice 2.2.1
XMLmind 3.6.1
Notepad++ 4.2.2
UltraEdit 13.10a
Kate 2.5.4
XEmacs 21.4.19 (ja, ich weiß, .20 ist schon seit MONATEN draußen)
joe 3.5

Coding/Database:
Perl 5.8.8
PHP 5.2.4
GCC 4.2.1
Ruby 1.8.6
Ruby on Rails 1.2.3
JDK 6 Update 2

Gfx/Pics/Print:
Photoshop CS3
GIMP 2.2.17
IrfanView 4.00g
Picasa 2.7.0
ImageMagick 6.3.5-6
Ghostscript 8.60

Edu:
LingoPad 2.5.1 (325)
Google Earth 4.2.0181.2634

Distros:
Kubuntu 7.04
OpenSUSE 10.2
Slackware 12.0

Desktop/Command Line:
KDE 3.5.7
Beagle 0.2.18
Bash 3.2.17
Konsole 1.6.6
grep 2.5.1
sed 4.1.5-1
awk (mawk 1.3.3-11)
apt 0.6.46
dpkg 1.13.24

12 Reaktionen zu “Software & Erinnerung (Teil 1)”

  1. czz

    ha, die verlorene tugend des „die produktionsmittel offenlegens“. bvo ! – zu finden übrigens auch auf den seiten des netlabels WE LOVE MINIMAL (http://www.wlvmnml.de.vu/), wo die electronca- musikanten auch ihre jeweilige soft- und hardware- tools angeben. bei K-Janos jüngste release sieht das dann wie folgt aus: Software: Cubase 4, Reason 3.04, Nuendo 3, Arturia, Traktor, Hardware: Micro Korg Roland 303. sehr nett.

  2. gelblog » Sondersammlung im Docuverse: Software und Erinnerung

    […] besonders gut geeignet zu sein, persönliche Erinnerungen zu bewahren/diese auszulösen. Nun stellen die Herren vom Umblätterer einen Verweis aus ihrem Blog zu ihrer jetzt aktuell geliebten und […]

  3. czz

    haste DAS gesehen ? timeline of webbrowsers via live hackr –
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Timeline_of_web_browsers.svg
    http://hackr.de/2007/09/04/browser

  4. Paco

    JAAA, ich hatte es schon von hier, und in der Tat, das ist ganz hervorragend. On a sidenote, das gibt es auch speziell für Opera, denn in der obigen Timeline sind Zwischenversionen ja wegen der Übersichtlichkeit ausgelassen.

  5. czz

    spricht doch dafür ( ich meine dieses timing ) dass Du eine gute nase hattest für themen … aromata … in der luft ?!

  6. Paco

    Wobei das hier ja die advanced version ist mit kulturwissenschaftlichem Geplauze (falls jemand noch ein Thema für die Magisterarbeit braucht …).

  7. czz

    „kuwi“ : nachgerade peinlich . fehlt nur noch ein „trans“ . JETZT , wo sie unsere GEistesWIssenschaftlichen fakultären in KUluturWIssenschaftliche“ umbenannt haben .

  8. Mitdenker

    OS X 10.4.10 (8R218):
    „Die verschiedenen Versionen von Programmen binden Erinnerungen.“ – Das ist aus semiotischer Perspektive ein schöner Gedanke. Verweisen doch Programmversionen oder das Konglomerat aus Betriebssystem, Programm und Hardware quasi als „electronic snapshop“ auf ganze Erfahrungswelten und verankern sich – symboltheoretisch – als Peircesches Repräsentamen wiederum symbolisch und schlussendlich im Ikon, d.h. Icon, eines prominenten Vertreters dieser Zeit. Bei mir z.B. hat sich das über den Horizont schreitende Netscape – N eingeprägt. Natürlich auch verbunden mit dem kühlen Mief des Rechenzentrums und irgendwie immer gekoppelt mit dieser Java-Kaffeetasse. Programme binden Erinnerungen – ich finde, man kann hier getrost noch einen Schritt weitergehen. Programme und deren Umgebung, d.h. die User-Interfaces, prägen nicht nur unsere Erinnerung, sondern auch unsere Arbeitsweise und damit auch die Ergebnisse unserer Arbeit. Wer formuliert heute noch einen Satz bevor er ihn tippt? (OK, ich habe es gerade getan.) Steven Johnson jedenfalls sieht in „Interface Culture“ die Veränderung ganzer Kognitionsprozesse und unserer Wahrnehmung. Vielleicht hat er ja recht, denn kann das, was moderne Interfaces erlauben, z.B. exzessives Multitasking, tabbed Browsing etc. spurlos an uns vorübergehen? Ich jedenfalls fühle mich mit nur einem Browsertab irgendwie unbehaglich und freue mich bereits heute auf OS X 10.5 Leopard. Dann gibt es auch in der Apple-Welt nicht nur einen, sondern viele Schreibtische zwischen denen ich wechseln kann. Nervt mich die Arbeit auf dem einen, gehe ich einfach zum nächsten.

    PS. Wirklich wahr: Ich stand vor einiger Zeit nach stundenlanger intensiver Textverarbeitung vor meinem Klamottenschrank und hatte schon wieder vergessen, was ich eigentlich suchte. Mein erster Gedanke jedenfalls war STRG+F. Das gab mir dann zu denken.

  9. Paco

    Absolut! Ich finde, dass mindestens Strg+F, Strg+T und Strg+Z über kurz oder lang zu irgendwelchen evolutionären Mutationen führen müssen. Und dass es dann hoffentlich bald mal eine Entsprechung in der Realität gibt. Im Second Life tippt man ja auch auf eine unsichtbare Tastatur, so stelle ich mir das vor. Dann klappt auch die Suche im Kleiderschrank.

    Zu den Browser-Tabs, auch bei mir sind ständig mindestens 20 offen. Wahrscheinlich sind wir da wirklich psychologisch schon so konditioniert, dass wir bei fehlenden Tabs ein Gefühl der Leere haben, hehe.

  10. fragenkostnix

    @ CZZ:

    dummschwätzen aber nichtmal vernünftige sätze auf die reihe bekommen, was ?!?!

    nichtmal ’nen simplen text kopieren können……..!

    micro korg roland 303:
    wie sieht der/die/das aus?

  11. der richtigsteller

    Nachdem ich eben über dieses Posting „alarmiert“ wurde, habe ich mich dazu entschlossen nun auch meinen Senf dazu abzugeben. Da hat wohl jemand den „Software + Erinnerung“-Thread hier in den falschen Hals bekommen, und zwar mein (mir wohl bekannter) Vorgänger!

    Mir persönlich gefällts auf jeden Fall hier (und ganz besondere auf der CZZ-Seite – zintzen.org).

    Nunja, dann kann ich mich auf diesem Wege auch mal gleich bei CZZ bedanken, der Promo auf seiner Seite wegen, und zwar herzlich:

    es dankt, die
    einzahlpflege
    welove: minimal

    (neue Homepage kommt bald, sieht im Moment noch etwas chaotisch aus)

  12. czz

    ad fragenkostnix :
    http://www.youtube.com/watch?v=w31IaebpS8o, allerdings mit „&“, Voilà . C’est tout . Sehr Einzahl- gepflegt !

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