Der Feuilletonforscher Peter Glotz

Konstanz, 15. August 2009, 12:00 | von Marcuccio

Die »Rezensionsfriedhöfe« werden 40. Ja, sie haben ein Geburtsdatum und wurden damals ans Licht der Welt gebracht in:

Peter Glotz und Wolfgang Langenbucher: »Der mißachtete Leser«,

einem Klassiker der empirischen Feuilletonforschung, erschienen 1969. Die einen feiern Woodstock, die anderen rocken für ein Feuilleton, das endlich auch mal den Facharbeiter interessieren soll. Und prägen ganz nebenbei das geflügelte Wort von den Rezensionsfriedhöfen:

»Unsere Literaturseiten sind häufig Rezensionsfriedhöfe.« [*]

Ein schönes Wort, obwohl es eigentlich ein Lästerwort gegen die Sache ist, also unsere guten Buchmesse-Beilagen zum Beispiel. Glotz war damals wirklich der erste, der auszählte: »55 Rezensionen, aber nur vier Interviews, vier Reportagen, drei Kurzberichte« (zu Uwe Johnsons »Zwei Ansichten«) usw.

Glotz war auch der wahrscheinlich einzige SPD-Bundesgeschäftsführer ever, der etwas zu Wilmont Haacke zu sagen wusste (vgl. seine Diss.: »Buchkritik in deutschen Zeitungen«. Hamburg 1968). Fast vier Jahre ist der Bildungsberserker schon tot. Es gab damals einen sympathi­schen Nachruf von Nils Minkmar in der FAS, geschrieben mitten im Schröder-Aufholwahlkampf-Sommer 2005.

Wird es jemals wieder eine SPD-Feuilletonforschung geben?

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[*] Peter Glotz / Wolfgang Langenbucher: Der mißachtete Leser. Zur Kritik der deutschen Presse. Berlin (und noch nicht Köln!): Kiepenheuer & Witsch 1969, S. 91.

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