Sueton, Claudius, H. P. Lovecraft
Hamburg, 2. März 2010, 21:35 | von DiqueSuetonius: »The Lives of the Caesars«, gerade gelesen, und das rief mir wieder »I, Claudius« von Robert Graves ins Gedächtnis und ebenso zwei Bilder von Lawrence Alma-Tadema.
1. »A Roman Emperor« zeigt Claudius in den Schatten eines Vorhangs gelehnt:
Der Arme trägt eine weiße Tunika und rote Pantoffeln und will sicher nicht, dass dieser Praetur ihm da jetzt huldigt. Neben ihm liegt die frische Leiche des Caligula, dahinter steht eine blutbeschmierte Stele, die in einer Augustusbüste endet. Alles gemalt in Breitbandformat, im Hintergrund prangt das untere Drittel eines Gemäldes der Schlacht bei Actium, auf dem Bildausschnitt oben leider nicht zu sehen.
2. »Proclaiming Claudius Emperor« zeigt den zukünftigen Kaiser auf Knien vor dem Praetur, der ihm an Ort und Stelle sein neues Amt aufdrängt:
Claudius hält die Hände bettelnd gefaltet, bitte verschont mich von diesem Amt, so schaut es aus, und so heißt es bei Graves: »Put me down! I don’t want to be Emperor. I refuse to be Emperor. Long live the Republic!« (S. 395 in meiner Penguin-Ausgabe)
Aber der Praetur verbeugt sich, und die Legionäre bejubeln den neuen Kaiser, den einst verspotteten Claudius, von dessen mitleidigem Zustand Sueton ausführlich berichtet, von seinen schwachen Knien, seinem zitternden Kopf, seinem konfusen Stottern und davon, dass ihm bei Aufregung die Nase lief und er zu sabbern begann.
Die Mutter des Claudius, Antonia, sprach von ihrem Sohn als »eine Missgeburt von Menschen«, »die Natur hätte ihn nur skizziert, nicht vollendet«. Parallelen zu Lovecraft sind natürlich an den Haaren herbeigezogen, schließlich wurde HPL in seiner Jugend nicht gehänselt und war auch keine »Missgeburt«, jedenfalls nicht per se.
Allerdings bezeichnete seine Mutter ihn offiziell als hässlich, er sei so hässlich, dass er sich nicht gern auf die Straße wage, weil ihn die Leute anstarren. Dabei war Lovecraft zwar keine Schönheit, aber so hässlich nun auch wieder nicht, hehe. Angestarrt wurde er maximal, weil der arme Mensch in den frühen 1930er Jahren mit einem Mantel von 1909 und einem völlig durchgeriebenen Anzug herumlief.
Wie auch immer, das Beste am Claudius-Buch von Graves ist dieser herrliche Anfang, der ebenso von Derek Jacobi in der Eröffnung der gleichnamigen Serie aufgesagt wurde:
»I, Tiberius Claudius Drusus Nero Germanicus This-that-and-the-other (for I shall not trouble you yet with all my titles) who was once, and not so long ago either, known to my friends and relatives and associates as ›Claudius the Idiot‹, or ›That Claudius‹, or ›Claudius the Stammerer‹, or ›Clau-Clau-Claudius‹, …«
Das ist natürlich völlig blödsinnig, diese Passage hier einfach so als die beste des Buches auszurufen, aber vielleicht finde ich bei der Zweitlektüre noch eine bessere Stelle.