Big Love (4. Staffel, HBO)

Paris, 16. Oktober 2010, 07:54 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

In Staffel 4 der in Utah angesiedelten Familiensaga im polygamen Milieu sind es zwar wieder weniger Folgen geworden, nur noch neun, aber die sind ordentlich gefüllt mit neuen Ideen, die alle organisch integriert sind. Diesmal betätigen sich Bills drei Frauen und die Ex-Viertfrau nachgerade emanzipatorisch und machen, was sie wollen, und trotzdem gelingt es Bill zusätzlich noch, seine Firma und die Casino-Neugründung zu regeln und auch für einen Senatssitz zu kandidieren.

Die »Big Love«-Autoren haben ja den Anspruch, sich nicht an Gemein­plätzen abzuarbeiten und mit den Geschichten wirklich in die Untiefen des polygamen Principles zu begeben, und dabei wird es dann eben auch lustig, denn Emanzipation zum Beispiel ist nicht Teil des Welt­bildes. Beispiel: Bei einem politisch-geschäftlichen Essen trifft Bill seine Ex-Viertfrau Ana wieder, die schwanger ist (Folge 6). Zwar hat sie einen neuen Freund, aber das Kind stammt von Bill und soll daher auch irgendwie zur Henrickson-Familie gehören. Bills Drittfrau Marge, die aber offiziell natürlich unverheiratet ist, heiratet nun ohne Absprache einfach Anas Gefährten Goran, damit er in Amerika bleiben kann. Und wird danach über die Nichtreversibilität der Mehrpartnerehe auf­geklärt: »A woman cannot have two men.«

Roman Grant, der Patriarch und Prophet, ist ja tot, siehe Staffel 3, aber der Kampf um dessen Nachfolge kann nicht so richtig entbrennen, denn dessen Sohn Alby, der ja im Prinzip nur auf den Tod seines Vaters gewartet hat, darf nun endlich erst mal sein bisher verdruckstes Schwulsein ausleben, und was für eine super Idee: Der eventuelle neue Prophet der Polygamistengemeinde ist schwul. Seinem verheirateten und von schlechtem Gewissen geplagten Lover Dale erklärt er: »Homosexuality is a sin, we are just fooling around.« Aber der Geliebte erhängt sich schließlich und Alby landet vor Gericht.

Bei Bills Wahlkampf um den vakanten Sitz im Utah State Senate muss er seine Polygamie natürlich verschweigen, will sich aber nach einem potenziellen Sieg der Öffentlichkeit offenbaren, »someone has to defend the Principle«: »Our whole way of life is under attack, and we need to push back!« Er will gewinnen und sich dann offenbaren, er will einen »open dialogue« über ihren Lifestyle. Und am Ende wird er auch gewählt und erwähnt in seiner Siegesrede, dass er Polygamist sei, und stellt seine Frauen vor. Und nun warten wir mal auf Staffel Nr. 5.
 

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