The City’s Finest FAS
Antwerpen, 31. August 2008, 21:41 | von DiqueHeute in Antwerpen, und ich suche Stunden nach der FAS. Am Bahnhof gibt es keine, überhaupt scheint hier kein anständiger Zeitungsladen zu sein. Ich gehe dann Richtung Stadtmitte, zum Marktplatz, Grote Markt. Unterwegs ist auch Fehlanzeige, dabei habe ich gedacht, dass es ums Rubenshuis herum doch einen internationalen Zeitungsladen geben sollte, bei dem Andrang der hier überall herrscht.
Also gehe ich weiter bis zur Touristeninformation am Grote Markt und frage, wo man denn hier und heute internationale Presseerzeugnisse erwerben könne. Die beiden Angestellten, ich bin der einzige Kunde, stutzen erst etwas, doch dann verweisen sie mich, wenig Hoffnung machend, an eine Straße auf der anderen Seite des Marktes, und siehe da: Dort liegt, in all her glory, die FAS.
In der FAZ vom Freitag schrieb Hubert Spiegel in seinem Artikel »Das Buch, das aus dem Äther kam« über elektronische Lesegeräte. Im Besonderen stellte er den Kindle von Amazon vor, der um die 200 Bücher speichern kann. Und natürlich stellt sich die Frage, was das für das traditionelle gedruckte Buch bedeuten wird und vor allem, wie sich unser Leseverhalten im Angesicht der Volltextsuche verändert. Seit Jahren drücke ich beim Lesen von Büchern im Geiste Ctrl+F, weil ich einen bestimmten Abschnitt suche. Das wird nun Wirklichkeit.
Der Aufmacher des heutigen FAS-Feuilletons ist ein indirekter Anknüpfungspunkt, denn Johanna Adorján hat die Internationale Funkausstellung in Berlin besucht, und ich zucke erst mit den Schultern. Was geht mich die Funkausstellung an, und warum verschwenden die dafür so viel Platz in dieser Rubrik. Das ist aber ein zu schnelles und vor allem falsches Urteil. Der Text ist ein hochgradiges Lesevergnügen. Johanna Adorján kokettiert mit ihrer Unwissenheit hinsichtlich des technischen Fortschritts in Sachen Heimelektronik und Haushaltsgeräte und begibt sich durch den Wirrwarr lautloser Kühlschränke und Waschmaschinen, die automatisch erkennen, welche Flecken sie zu behandeln haben und bei denen man im Menü seine Lieblingsflecken auf Hotkeys legen kann.
Und wie der ganze Text von Spiegel endet dieser beim elektronischen Buch, hier beim E-Reader von Sony, »eine Akkuladung reicht für das Umblättern von 6800 Seiten, man kann also ›Die Wohlgesinnten‹ von Littell fünf Mal hintereinander lesen, ohne irgendeine Seite doppelt zu lesen«, heißt es im Text.
Am Ende gibt es ein Gedicht, welches genau unseren Geschmack als Freunde der Alltagspoesie trifft. Es ist die leicht modifizierte Gebrauchsanleitung des E-Readers:
Eine Seite, zu der ich zurückkehren wollte,
konnte ich mit einem Zeichen versehen
Ich drückte das Zeichen auf der ersehnten Seite
Die Leuchtdiode leuchtete auf,
und das Zeichen erschien in der rechten Ecke der Seite
Weniger amüsiert bin ich über den Snack, welchen ich während meiner Lektüre einnehme. Gleich neben dem Zeitungsladen ist diese große Frituur, FRITUUR n° 1. Ich meine mal irgendwo über diesen Laden gelesen zu haben: »the city’s finest fries«. Neben einer Portion Pommes nehme ich auch noch so einen kleinen Spieß mit Hühnchenstücken dran, so eine Art Schaschlik. Ich weiß wirklich nicht mehr, warum ich dachte, dass das irgendwie kuhl wäre, das Hühnchenfleisch ist völlig überfrittiert, und die Pommes sind einfach schlecht. Und das in Belgien!