Neulich wurde im Madrider Estadio Santiago Bernabéu eine Alfredo-Di-Stéfano-Bronzestatue enthüllt, die »einem der größten, wenn nicht gar dem größten Fußballer aller Zeiten« gilt, wie Javier Cáceres in der S-Zeitung schreibt (Ausgabe vom 16. 2.). Als gute River-Plate-Fans haben Paco und ich natürlich das aus diesem Anlass geführte Gespräch zwischen Cáceres und dem Geehrten gelesen.
Vor 2 Jahren hat Cáceres in seinem Buch »Fútbol« geschrieben, dass Di Stéfano ein mittlerweile griesgrämiger Achtzigjähriger sei, der keine Interviews mehr mag. Das kann so nicht stimmen, denn anhand des SZ-Gesprächs sieht man, wieviel Spaß der noch hat. Überhaupt, den Interview-Style kann man gar nicht genug loben:
Die beiden duzen sich im Deutschen. Entweder kennen sie sich also oder sie haben den ›voseo‹ benutzt, was zwischen einem gebürtigen Chilenen und einem gebürtigen Argentinier nicht unwahrscheinlich ist. Dieser kumpelhafte Ton ist auch der einzig richtige für dieses Gespräch (ganz anders als in der FAS, wo sich Charlotte Roche und Julia Encke neulich siezten, als sie über Intimrasuren sprachen, hehe).
Und Di Stéfano sagt »Mann!«, also vielleicht ein lässiges »hombre«, ein gefälliges »boludo« wie unter alten Freunden oder eben ein anderes der reichhaltigen »Mann!«-kompatiblen Wörter im Spanischen. Er bezeichnet sich als »ein Kind des Viertels«, das klingt sehr übersetzt, man hört da noch den »pibe del barrio« durch. Und er sagt, dass er die Straßenbahn nehmen musste, um Buenos Aires zu durchqueren – das ist Jahrhunderte her, dass die Capital Federal eine Tram hatte – erst seit Juli 2007 fährt wieder eine.
Zischgeräusche werden korrekt wiedergegeben: »In Europa ist der Rasen kurz, und der Ball fliegt über die Narbe, als würde ihn jemand – tchis! – ausspucken.« Und auch Antwortfragmente wie »Sí, señor.« bleiben unübersetzt im Originalzustand. Man müsste die sowieso mit »Auf jeden!« oder so übersetzen, jedenfalls nicht mit »Ja, mein Herr.« Wir sind ja nicht im 18. Jahrhundert.
Als es um das legendäre Glasgower 7:3 geht (Real gg. Eintracht Frankfurt, Finale des Europapokals der Landesmeister 1960, siehe Wikipedia), kommt Di Stéfano auf das perfekte Zusammenspiel seiner Mannschaft zu sprechen: »Puskas mit seinem unfassbaren Antritt, Del Sol … Bah, es war ein Riesenteam.« – Auch dieses kastilische »Bah«: so herrlich und so unübersetzbar.
»Früher war der Fußball romantischer. Bohème.« sagt Di Stéfano an einer Stelle. Dieser Text ist auch Bohème, ein Musterbeispiel für gelungenes Sportfeuilleton. Bah …