Archiv des Themenkreises ›Curb Your Enthusiasm‹


Irina Antonowa

Leipzig, 11. Juli 2012, 22:18 | von Paco

Als ich diese Woche den wieder mal randvoll mit sehr schönen Artikeln gefüllten »Spiegel« las, musste ich unweigerlich an »Curb Your Enthusiasm« denken, an die Folge »Chet’s Shirt« aus der 3. Staffel:

Larry kauft sich bei Caruso’s in Santa Monica dieses schwarz-cremefarbene Shirt, das er auf einem Foto des verstorbenen Chet gesehen hat. Als sich Ted Danson später lobend über dieses Kleidungsstück äußert, beschließt Larry, ein weiteres Exemplar zu besorgen und es Ted zu schenken. Bei der Geschenkübergabe stellt sich allerdings heraus, dass da ein Loch im Gewebe ist. Larry will das kaputte Shirt aber nicht zurücknehmen, lieber soll nun Ted wieder zu Caruso’s gehen und das Shirt ganzmachen lassen, es gehöre ja jetzt ihm, das Geschenk sei ja schon auf den Beschenkten übergegangen: »I don’t own this shirt anymore, as I see it. I gave it to you. It’s your responsibility.«

Worauf Ted Danson definiert: »You didn’t give me a gift. You gave me a defective shirt. It’s got a hole in it. (…) That’s a problem, not a gift

You call it a gift and I call it a problem. Also genau wie bei Ginger Rogers & Fred Astaire (»you say tomäjto and I say tomahto«). Und genau wie im aktuellen »Spiegel«. Denn darin ist auf den Seiten 80 bis 84 ein sehr hervorragendes Interview mit der 90-jährigen Immer-noch-Direktorin des Moskauer Puschkin-Museums abgedruckt. Und schon im Artikelvorspann rufen ihr die Autoren zu: You say Trophäenkunst and we say Beutekunst.

Ich habe den Text mittlerweile dreimal gelesen, einfach spitze von vorne bis hinten. Neben der Benennungsschlacht zwischen Beute- und Trophäenkunst startet Irina Antonowa in all ihrer Neunzigjährigkeit noch ein weiteres Scharmützel:

»Ein bei uns recht bekannter Künstler kam 1993 ins Puschkin-Museum und verrichtete vor einem Gemälde von van Gogh seine Notdurft. Das nennt sich dann Performance. Das ist doch keine Kunst, sondern eine Schweinerei. Ich denke, dass ihm drei Monate Gefängnis nicht geschadet hätten, um darüber nachzudenken, was er da getan hat.« (S. 81)

You say Performance and I say Schweinerei. An dieser Stelle heißt es dann bei Ginger & Fred: Let’s call the whole thing off. Aber das »Spiegel«-Interview geht weiter, immer weiter, in all seiner Herrlichkeit.
 


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 10. Folge

Paris, 14. Dezember 2009, 14:51 | von Paco

»Seinfeld«
(22. 11. 2009 · HBO)

Diese vorerst letzte »Curb«-Folge, das Finale von Staffel 7, ist so so so gut, ein Erfüllungsmoment für alle »Seinfeld«-Sozialisierten, und endlich einmal kann man den oft verschwendeten Satz wahrhaftig verwenden: Dass wir das noch erleben durften!

Als es am Anfang dieser Staffel darum ging, die alten Seinfelder wieder zusammenzutrommeln, um eine Reunion-Show zu drehen, hat Larry die Parole ausgegeben: »We’ll do it in a way that won’t be lame«. Und das gelingt tatsächlich, sowohl die Reunion als Serie in der Serie funktioniert bestens als auch die gesamte sich darum drehende »Curb«-Staffel selbst.

In dieser Finalfolge, die schönerweise über 40 Minuten lang ist, gibt es neben dem Reunion-Strang noch zwei thematische Aufhänger, die sich wieder als diese »Curb«-spezifische, detailversessene Art von Sozialkritik interpretieren lassen.

Erstens ist das die Geschichte um den Kaffeebudenbetreiber Mocha Joe (»the best vanilla decaf latte«), mit dem sich Larry eine aggressive Diskussion über das Handling von Gefälligkeiten liefert. »Could you do me a favor? Could you bring some jumper cables to Tim Kaiser, I gotta return them.« – »Yeah, sure«, sagt Mocha Joe, aber bekommt kein erwartetes Trinkgeld und besteht daher auf einem Gegengefallen. Dieser ist dann mehr als überzogen, aber Larry will Vorbild sein und laggt durch den L.-A.-Feierabendverkehr nach West Hollywood, um ein paar bescheuerte Kaffeebohnen abzuholen.

Zweitens geht es um die Ringe, die sich in Holz einfräsen, wenn man ein nasses Glas darauf stellt. Der Refrain zu diesem Stoff ist Larrys stetige detektivische Nachfrage, die sofort alle Eigenschaften einer catchphrase erfüllt: »Do you respect wood?« Wie üblich wird erst mal Larry verdächtigt, als Julia einen solchen ringförmigen Wasserfleck auf ihrem wertvollen Holztisch entdeckt. Sie hat eine Party für Jason Alexander organisiert, denn der hat ein Buch geschrieben: »Acting Without Acting«. Im Gespräch über das Buch, das Larry, Jerry und Jason führen, werden dann viele Wortklaubereien hin- und hergeschickt, ergänzt um generelle Überlegungen zur Wendung »having said that«, alles sehr gut.

Der Clou dieser Abschlussfolge aber sind einige echte neue »Seinfeld«-Szenen. Es beginnt gleich mit George und Amanda (gespielt von Cheryl) im Monk’s. Die schon während des Table Reads und der Probe durchschimmernde Handlung wird in Schauspielerei umgesetzt: George hat Geld in Madoff investiert und alles verloren. Amanda hat rechtzeitig ihre Hälfte aus dem Geschäft herausgeholt und ist nach der Scheidung von George finanziell wohlauf.

Bei der Probe am Set kommt es zum Eklat, weil sich Jason/George und Cheryl/Amanda für Larrys Begriffe zu sehr und auch privat annähern und damit seinen ganzen Cheryl-Rückgewinnungsplan zu durckreuzen scheinen. Larry will die beiden mit völlig sinnlosen Regieanweisungen körperlich trennen: George wird hinten in die Bathroom-Kammer gesperrt, kläglich schreit er heraus: »Jerry, is this working for you???«

Jerry will wissen, was los ist. Larry verweigert ein Geständnis, und dann gibt es endlich wieder einen Indianerblick. Diesmal ist es Jerry, der Larry auf den Grund seiner Seele schaut. Allerdings wird dieses unvergleichliche Stilmittel dann leider überzogen, indem Jerry noch einen Überraschungsblick zum Schluss in Larrys Gesicht schickt, indem er mit dem Kopf vorschnellt und dabei die Augen aufreißt wie irgendeine billige Comicfigur.

Drastik der Ereignisse: Jasons Auto mit den getönten Scheiben wackelt fröhlich vor sich hin, Larry vermutet Cheryl & Jason darin, aber dann sind es nur Jasons Kampfhunde, die sich über die aufgerissene Tür freuen und sich auf die Jagd nach – Mocha Joe machen. Eine dieser überraschenden Verknüpfungen zweier Themenstränge, die den »Curb«-Skripts so leicht keiner nachmacht.

Wie auch immer, aus Eifersucht schreibt Larry das Reunion-Skript um und vergrault damit Jason vom Set. DANN EIN MOMENT TV-GESCHICHTE: Larry bietet sich als Ersatz-George an. »I will play George Costanza! I can do it! (…) I wrote it, the character is based on me.« Er macht das auch sehr gut, aber natürlich geht das nicht, dass er George spielt, und in bester George-Manier verabschiedet auch er sich vom Set: »I quit!«

Am Ende sitzt Larry zu Hause vor dem Fernseher und sieht sich die Reunion-Show an. Bei einer Szene im Monk’s tritt plötzlich Amanda auf, die aber überraschenderweise nicht mehr von Cheryl gespielt wird. Sie hat sich ebenfalls vom Set zurückgezogen, in romantischer Absicht, denn sie hat mitbekommen, dass Larry die gesamte Reunion nur für sie ins Leben gerufen hat. Sie klingelt dann pünktlich bei ihm, ein Happy End steht sozusagen vor der Tür. Aber dann wird das ring stain-Thema wieder aufgegriffen: Cheryl gibt nebenbei zu, dass sie für den Holzschaden bei Julia verantwortlich ist, und nachdem Larry darauf besteht, dass sie nun bitte dort anrufe, um die Sache zu klären, ertönt der »Curb«-Jingle, Ende der 7. Staffel. Forsetzung 2012?

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 9. Folge

Paris, 9. Dezember 2009, 07:08 | von Paco

»The Table Read«
(15. 11. 2009 · HBO)

Eine Hammerfolge, sie beginnt in Monk’s Cafe, dem alten »Seinfeld«-Abhängort, der detailliert nachgebaut wurde. »Larry, it’s exactly the same«, befindet Julia Louis-Dreyfus, die wenig später wieder als Elaine agieren wird. Ein bisschen Smalltalk folgt, bis Julia die Schauspielfähig­keiten von Cheryl infrage stellt. Auch Jason Alexander (George) wird das tun. Nur Michael Richards (Kramer) hat andere Sorgen. Er leidet, vermutet er, am Groat’s Syndrome, der schlimmen Krankheit, die extra für »Curb« erfunden wurde.

Am Set laufen auch noch ein paar andere Leute herum, zum Beispiel die neunjährige Emma. Sie hat auch ein gesundheitliches Problem, ihre Mutter beschwichtigt aber gleich, »she just has a rash on her pussy«, und man muss da wirklich zweimal hinhören, aber genau das sagt sie, und nach einem irritierten Blick nimmt Larry diese Formulierung an und wird sie später gegenüber Anderen auch genau so benutzen, bis am Ende jemand die Polizei rufen wird. Wieder eine geschickt ausgelotete Grenzwertigkeit, die dem vollurinierten Jesus aus Folge 7.06 mindes­tens ebenbürtig ist.

Plötzlich taucht Marty Funkhouser auf und bedient sich am Büfett: »I’m here for support!«, ist seine Ausrede, aber Larry will ihn sofort wieder vom Set vertreiben. Er bittet Jerry um Hilfe, der sich aber an Funkhou­sers Stippvisite nicht stört. Und Marty erzählt ihm im Gegenzug einen ziemlichen langen Witz: »A woman is very afraid of the size of her opening …« Jerry: »What is she afraid of?« Marty: »The size of her opening. So she goes to her mother …« Usw. »I like that guy«, meint Jerry am Schluss, trotz des Witzes, und das ist doch schön, dass das in der Geschichte des Fernsehens stattfinden durfte: Jerry Seinfeld meets Marty Funkhouser.

Dann folgt der Table Read, der dieser Folge den Titel gibt. Alles sehr, sehr gut, sofort entsteht ein »Seinfeld«-Feeling, was ja nicht unbe­dingt so hätte sein müssen. Während der Lesung lutscht George ununterbrochen an dem Stift, den Larry ihm geborgt hat. Dann puhlt er sich damit auch noch im Ohr herum usw. Die Probelesung dauert noch eine Weile an, Georges Mutter Estelle taucht kurz auf, ebenso Jerrys mittelmäßiger Standup-Kollege Kenny Bania. Und Cheryl schlägt sich wider Erwarten äußerst gut.

Nach der Lesung will Jason den geborgten Stift an Larry zurückgeben, der aber ablehnt und einen neuen verlangt, »that’s the fair thing to do, that’s the nice thing to do, that’s the right thing to do«. Jerry klagt er sein Leid, der dann eine allgemeine Lehre formuliert: »You don’t loan Jason anything, anything that can be inserted.« Später überbringt Jason immerhin einen neuen Stift, allerdings ein anderes Modell, und das gibt natürlich ein neues Streitgespräch über soziale Verhaltens­weisen am Beispiel von geborgten Schreibgegenständen.

Am Set gibt es dann eine gespielte Szene zwischen Elaine und Jerry, mit der üblichen Clark Kent-Anspielung. Dann Klopfen an der Tür, es ist Newman (Postbote, Nachbar, Erzfeind). Dann kommt noch Kramer mit einer Prostituierten hereingeschneit, mit der er später die Car-Pool-Lane benutzen will, um schneller zum Stadion zu kommen (siehe »Curb«-Folge 4.06).

Auch Leon, das einzige Überbleibsel der Black-Familie, wird mit einem Kunstgriff in die Folge geschrieben. Er soll als Experte auf Kramer einreden, damit der sich seine eingebildete Groat’s Disease aus dem Kopf schlage, um sich besser auf die Show konzentrieren zu können. Da Larry bei einer ersten Beschwichtigungsrede den Namen seines Bekannten Duberstein verwendet hat, der aber inzwischen an Groat’s gestorben ist, schickt er Leon als Duberstein los. Leon ist dazu natürlich null geeignet, beim Treffen mit Kramer muss er nun irgendwie seinen jüdischen Namen rechtfertigen, was herrlich und hervorragend ist. Über seine Bar Mitzwa (Leon: »Bar Misfit?«) sagt er etwa: »It’s once every thirteen years, y’know. You gotta recharge the Mitzvah.«

Die Tarnung fliegt auf, als die Witwe vom toten Duberstein am Set auftaucht. Entsetzt rennt Kramer nach draußen und beschimpft Leon, den falschen Duberstein. Statt eines Schimpfwortes formuliert er sehr vorsichtig: »If only there were a horrible name that I could call you that would make you as angry as I am!«

Es ist also nicht zu übersehen: Die Begegnung zwischen Kramer und Leon spielt mit Pauken und Trompeten auf Michael Richards‘ rassis­tischen Ausrutscher von vor drei Jahren an. Damals hatte er in ein kritisches Publikum hinein eine »50 years ago«/»fork up your ass«-Bemerkung gebrüllt, und irgendjemand hatte das mitgefilmt und geyoutubet. Und auch bei dieser »Curb«-Reprise des Vorfalls steht im Hintergrund eine Meute mit knipsenden Handykameras.

Soweit die vorletzte Folge dieser wieder großartigen Staffel. Die letzte Folge bringt dann ein ebenso großartiges Finale, dessen Ausstrahlung jetzt auch schon wieder mehr als zwei Wochen her ist. Der Recap dazu folgt hier umgehend, zumindest ist das der Plan.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 8. Folge

Paris, 18. November 2009, 00:51 | von Paco

»Officer Krupke«
(8. 11. 2009 · HBO)

Susie und Jeff cruisin‘ down the freeway. Sie sucht nach Taschen­tüchern und findet im Handschuhfach eine Damenunterhose. Und überhaupt wird der grundgütige Jeff in dieser Staffel zum immer schlimmeren Finger aufgebaut, nachdem er in der ersten Folge bereits Funkhousers meschuggene Schwester vernascht hat. Später wird Jeff von Larry verlangen, die Schuld auf sich zu nehmen: »I told Susie that you’re wearing women’s panties.«

Szenenwechsel: Larry beim Kauf einer Hose. Plötzlich Feueralarm, alle verlassen das Gebäude. Draußen begegnet er einem Officer Krupke. Er erheitert sich über den Namen und fragt ihn, ob er die »Westside Story« kenne (tut er nicht). Und so singt er dem Polizisten die wichtigste Stelle daraus vor: »Officer Krupke, krup you!«

Das Warten vor dem Bekleidungsgeschäft zieht sich eine Weile. Larry macht sich daher von dannen und behält einfach die anprobierte Hose am Leib. Aus den Hosentaschen schlackern Preisschild und Diebstahl­sicherung heraus.

Es folgt ein Besuch bei den Greens:

Larry: You know, I know all the lyrics from Westside Story.
Susie (gelangweilt): Really, fascinating.

Währenddessen lungert ein befreundetes Paar auf dem Sofa und erzählt Susie gerade seine Kennenlernstory. Larry will das nicht hören (»Let me guess how it ends, you get together in the end?!«) und dreht eine Runde um den sogenannten Block. Unterwegs kauft er bei drei Entrepreneur-Kids eine Limonade, die aber furchtbar schmeckt. Fiese Kids – ein echter »Curb«-Klassiker.

Cheryl und Virginia (die oben erwähnte Bekannte von Susie) treffen sich beim Vorsprechen für den Part der Amanda, der Exfrau von George bei der »Seinfeld«-Reunion. Cheryl liest die Szene mit dem TiVo-Guy, das Telefonat, das schließlich und letztlich zum Breakup der beiden geführt hat. Der Deal scheint besiegelt, Larrys Plan zur Rückgewinnung Cheryls scheint in die nächste Stufe zu gehen. Aber dann spricht diese Virginia vor, und Seinfeld lacht sich kaputt. Die Diskussion wird dann entschieden durch den dritten Typen, der im Zimmer sitzt, und der favorisiert auch Virginia. Larry knirscht sich ein Okay heraus.

Larry wieder im Hosenladen, einen Tag später. Die haben seine Hose verloren, die er für die Anprobe abgelegt hatte. Also sieht er nicht ein, warum er für die neue Hose bezahlen soll und verlässt, immer noch mit der Diebstahlsicherung versehen, den Laden.

Draußen trifft er Cheryl, der er erzählt, dass der Reunion-Part doch nicht an sie ging, sondern an Virginia. Cheryl berichtet im Gegenzug davon, wie ihr Dennis, der Boyfriend von Virginia, eine Ménage à trois vorgeschlagen hat (kleine Reminiszenz an den letzten Woody-Allen-Film »Whatever Works«).

Aber es gibt Hoffnung. Bei Jeff erfährt er, dass Virginia den Part wegen einer Nackenverrenkung doch nicht übernehmen kann. Außerdem arbeiten beide an der Überzeugungskraft von Larrys Freundschafts­dienst:

JEFF: Who are you?
LARRY: I’m Larry David.
JEFF: What do you happen to enjoy?
LARRY: I happen to enjoy women’s panties.

Danach checken die beiden Virginias Auto, weil Larry sichergehen will, dass sie sich ihren Nacken bei einem Unfall, nicht bei der angebotenen Ménage à trois mit Cheryl verzogen hat. Eine mehr als hanebüchene Idee, die aber die Handlung beschleunigt.

Am Ende sehen wir Officer Krupke bei Susie & Jeff hereinschneien. Er sucht nach Larry, der gerade »Krup you!« sang, als er bei den Limonadenkindern vorbeifuhr. Deren Mutter hat dann die Polizei rangeholt. Krupke sieht die Diebstahlsicherung an der Hose, Larry zieht sie aus, darunter kommt natürlich eine Frauenunterhose zum Vorschein. Und dann sagt er wie erwartet den Satz auf: »I’m Larry David. I happen to enjoy wearing women’s panties.«

Diesmal gibt es noch eine etwas wohlfeile Zusatzpointe. Zunächst hatte Larry apodiktisch festgestellt: »We all know, there’s only two ways a person can injure their neck. One is: a car accident. (…) The other is: cunnilingus.« Und nun klingelt Jeff mit eingegipstem Hals an Larrys Tür: »You gotta tell Susie I was in a car accident.«

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 7. Folge

Paris, 11. November 2009, 17:03 | von Paco

»The Black Swan«
(1. 11. 2009 · HBO)

Larrys Vater, gespielt von Shelley Berman, ist zurück, und er trägt den notorischen Florida-Rentner-Trainingsanzug. Und auch Cousin Andy, »the primary reason for anti-Semitism« (Folge 4.10), ist mal wieder mit dabei. Alle zusammen besuchen sie das Grab von Larrys Mutter, Adele David.

Statt »Passed away« ist auf dem Grabstein jedoch zu lesen: »Past away«. Larrys Vater ist aber kein Legastheniker, sondern ein Geizkragen: »I know how to spell it, it’s 50 dollars a letter!« Irgendwann wird dann mit dem zuständigen Steinmetz über eine Korrektur des Fehlers telefoniert. Während des Gesprächs bricht aber ein Streit über den Yankees-Star Derek Jeter los, und schon da wird die erwartbare Pointe vorbereitet, siehe Ende des Textes.

Diese Folge sieht im Großen und Ganzen die Einheit des Ortes vor: Schauplatz ist der Golfclub, in dem Larry und seine Peer Group verkehren. Wegen Andys dezidierter Bestellung von unbedingt crispy onions kommen sie zu spät auf den Platz – und der »slowest golfer in the world« hat sich vor sie geschoben, der schon aus Staffel 4 bekannte Norm (gespielt von Paul Mazursky). Als es ihm langsam zu lange dauert, schreit Larry den Slowgolfer zusammen. Wenig später meldet dann ein Bote in die Umkleidekammer hinein, dass Norm gestorben sei, zack. Kausal sei der Herztod direkt zurückzuführen auf Larrys Geschrei. Funkhouser kommentiert das in aller Ruhe Richtung Larry: »Look, it may have been an accident, but you’re a murderer!«

Nächster Tag, die Vier wieder auf dem Golfkurs. Larry schlägt den Ball in die Nähe eines Sees, in dem weiße Schwäne schwimmen. Als er weiterschlagen will, kommt vom Land aus ein majestätisch schwarzer Schwan auf ihn zugerannt (vielleicht Norms persönlicher Racheengel). Larry haut das Vieh jedenfalls mit dem Golfschläger kurz und klein, Federn wirbeln durch die Luft. Das schwarze Vogel ist natürlich das Lieblingstier von Takahashi, dem Besitzer des Golfclubs. Im Nu wandelt sich »Curb« hier zu einer Verschwörerstory. Um das Geheimnis des Vogelmords zu bewahren, wird die Parole ausgegeben: »We’re all in this together, no wives!«

Im Dining Room blinken dann auf einmal überall Embleme mit dem schwarzen Schwan auf, ein Effekt überbordender Schuldgefühle. Das von Larry erschlagene Tier war offenbar im Alleingang für die Corporate Identity des Clubs zuständig. Nachdem ein paar Arbeiter den toten Vogel finden und bei Takahashi abliefern, werden die Vier in dessen Büro bestellt und einzeln befragt, eine relativ gut durchkomponierte Grundschulsituation. Am Ende gibt es endlich mal wieder einen Indianerblick, mit dem Larry in früheren Staffeln ab und zu die Seele von offensichtlich lügenden Gesprächspartnern ausgeleuchtet hat. Diesmal geht der Indianerblick aber von Takahashi aus, nicht von Larry.

Etwas später, auf Norms Beerdigung, beschwert sich Larry bei Funkhouser über den bescheuerten Steinmetz. Während seiner Philippika steht ein Mann nahebei, der sich nach den erfolgten Beleidigungen natürlich als eben dieser Steinmetz Ed zu erkennen gibt und ankündigt, sich bald dem Grabstein von Larrys Mutter zu widmen. So wird die Schlusspointe noch mal mit vorbereitet.

Währenddessen schickt Jeff eine Mail an Larry:

To: Larry David
Subject: Swan killing

I am nervous. We should confess and get this over with. We’re going to get caught, I know it.

Schön im Ton eines Grundschülers geschrieben, und auch der nüchterne Betreff dieser Mail, »Swan killing«, ist ganz hervorragend. Larry ist gegen ein Mordbekenntnis und streut nach dem Memorial Service ein Gerücht, dass das Zeug zum urbanen Mythos hätte: nämlich dass der Black Swan für Norms Tod verantwortlich sein könnte.

In trauter Eintracht mit Takahashi marschiert er später den Friedhof entlang. Auf dem gerade vom Steinmetz fertig gestellten Grabstein der Mutter dann die diesmal, wie schon gesagt, erwartbare Pointe:

ADELE
DAVID

WIFE OF
NAT

MOTHER OF
LARRY, AN ASSHOLE
AND
SWAN KILLER

(Der Steinmetz ist von Andys Frau über den Schwanenmord informiert worden, die trotz der »No wives!«-Parole davon erfahren hat. Damit rächt sie sich an Larry, weil der nicht ihre Cosmetology-Kurse finanzieren will.)

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 6. Folge

Paris, 30. Oktober 2009, 12:00 | von Paco

»The Bare Midriff«
(25. 10. 2009 · HBO)

Meg Ryan kann nicht, Jerry bringt deswegen Lisa Kudrow und Renée Zellweger ins Spiel. Es geht um die Rolle für Georges Ex-Wife in der »Seinfeld«-Reunion-Show. Larrys Masterplan ist ja die Rückgewinnung von Cheryl durch die Vergabe der Rolle an sie, deswegen wehrt er die Vorschläge von Jerry ab.

Während die beiden »Seinfeld«-Creators vor sich hin disputieren, schneit die Assistentin Maureen ins Zimmer, samt ihrem sehr barock freiliegenden Midriff, auch bekannt als love handles, rouleau de gras oder ganz einfach: Hüftspeck. Als Maureen sie wieder verlassen hat, beflüstern Jerry und Larry angewidert das Midriff-Problem. Jerry, immer schon der geborene Nicht-Schauspieler, grinst sich durch diesen Dialog wie in alten »Seinfeld«-Zeiten. Nach einem Münzwurf muss Larry nun Maureen auf das Problem ansprechen, die entrüstet ihren Job kündigt.

Schnitt. Jerry und Larry in Izzy’s Deli. Ein Kristallisationspunkt des »Seinfeld«-Mythos. In dieser Konstellation, in den Booths von New Yorker Cafés, ist Ende der Achtziger die Show entstanden. Beide sitzen herum, essen Burger, trinken Kaffee und ergehen sich in einer Konversation irgendwo zwischen Alltagsmythen und Kleinlichkeiten.

Julia/Elaine hat diesmal nur einen funktionalen Kurzauftritt und muss sich entsetzt zeigen über die Kündigung von Maureen, weil deren Mutter mal als Babysitterin für sie gearbeitet habe und mentally unstable sei, vielleicht sogar suicidal. Larry soll die Midriff-Kündigung daher lieber wieder rückgängig machen.

Dann ein geiler Szenenbeginn: Larry sitzt, Maureen steht, und Larrys Gesicht spricht quasi mit dem entblößten Hüftspeck. Irgendwann tritt Maureens Mutter auf und kriegt einen Hotflash, weil Larry genauso aussehe wie ihr 1962 ermordeter Ehemann (dieser Erinnerungskurzschluss erinnert an die Folge 3.01, »Chet’s Shirt«).

Es folgt ein für »Curb« sehr ungewöhnlicher Flashback. Larry sitzt als verjüngte Kopie seiner selbst mit Hut und frisch angetrauter Ehefrau im Auto, singt und raucht, auf dem Weg in die Flitterwochen. Ein anderer Wagen schiebt sich vor ihn, Mittelfinger werden gezeigt, beide Wagen halten, beide Fahrer steigen aus, eine Diskussion folgt, und dann wird auf die Larry-Kopie solange mit einem Brecheisen eingedroschen, bis Blut spritzt.

Nach dieser Geschichte verabschiedet sich Larry erst mal zum Bathroom. Er pisst im Stehen, und ein paar Querschläger springen auf das Jesus-Bild, das rechts neben dem Klo hängt. Direkt unter dem rechten Auge des Heilands kleben nun gelbe Tränen, was ein bisschen an den weinenden Christus von Antonello da Messina erinnert, der im Louvre hängt.

Als die beiden Frauen später dieses Wunder sehen, knien sie nieder und beten. Zusammen mit ihrer Mutter und der Reliquie will Maureen jetzt das Land durchqueren und kündigt wiederum bei Jerry und Larry.

Ein weiteres Thema in dieser wieder prallvollen Folge ist die Servietten-Politik. Beim Takeaway-Italiener wird Larry untersagt, sich mehr als zwei Servietten mitzunehmen. Aus Trotz packt er eine Extraladung Papiertücher dazu und wird später deswegen von der Polizei angehalten. Das ist völlig überzogen und unrealistisch, aber einfach sehr gut gemacht und zuende geführt, inkl. Gegenüberstellung auf dem Revier.

Maureens Mutter (mit der Larry eine Verabredung wegen der Bürgschaft für den Jesus-Tourbus hatte) holt ihn vom Revier ab. Und dann wiederholt sich die traumatische Szene aus ihren Flitterwochen. Diesmal ist es Richard Lewis, der sich vor Larrys Wagen schiebt. Wieder steigen beide aus und diskutieren die üblichen Missverständnisse. Lewis holt sein Geschenk aus dem Kofferraum, einen Joe-DiMaggio-Baseballschläger. Für die Alte im Wagen muss das wie das Brecheisen wirken, dem einst ihr Mann zum Opfer fiel. In einer Kurzschlussreaktion springt sie auf den Fahrersitz, fährt auf Lewis zu und schickt ihn damit ins Krankenhaus.

In der Schlussszene sehen Maureen & Mutter, wie Larry am Bürohaus Wasser abschlägt, und ein Tropfen landet bei Maureen im Gesicht. Den beiden geht auf, wie ihr Jesus-Gemälde zu weinen begonnen haben muss. Die selbstmordgefährdete Mutter steigt aufs Dach und will springen. Larry stößt sie zurück, kippt dabei rücklings weg und kann sich nur knapp festhalten – an Maureens schwabbelndem Hüftspeck.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 5. Folge

Paris, 27. Oktober 2009, 12:19 | von Paco

»Denise Handicapped«
(18. 10. 2009 · HBO)

Wieder spielt der »Seinfeld«-Reunion-Storybogen der siebten Staffel keine Rolle in dieser Folge. Sie lassen sich Zeit damit, was vielleicht auch genau gut ist. Dafür ist diese fünften Folge wieder ein richtiger Themenverknüpfungsparteitag. Wheelies, Rollstuhlfahrer, sind bereits in früheren Staffeln ab und zu in Nebenplots aufgetaucht, wurden aber bisher noch nie mit einer eigenen Folge bedacht. Das Ganze ist so gekonnt zuende geplottet, dass die etwas gesucht wirkenden Kausalitäten in der Folge davor sofort vergessen sind.

Es beginnt damit, dass Larry in einem Kaffeehaus sitzt und eine Melodie der Violinistin Chee-Yun pfeift. Er kommt dadurch mit einer »decent looking« Frau ins Gespräch, Denise, und lädt sie zu einer Privatvorstellung mit der südkoreanischen Virtuosin ein. Denise entpuppt sich aber als Rollstuhlfahrerin. Larry starrt sein auf ihn zurollendes Date fassungslos an.

Der Slapstick hat in dieser Staffel schon breit Raum bekommen, und es geht weiter: Der betreppte Aufgang zum Restaurant bietet keine Rollrampe, Larry muss sein Date nach oben tragen, und wie so oft ergibt er sich in sein Schicksal.

Bei Tisch entspinnt sich eine Diskussion: Nicht nur Larry war geschockt, als er sein Date plötzlich auf sich zurollen sah. Auch die Rollstuhlfrau erlebte ihren Moment des Erschreckens, als Larry sie auf einmal ohne Basecap abholen kam. »I get, I get it, I had a hat on, and then baldie showed up.« Um nicht inkorrekt zu wirken, folgt ihr Larry noch auf den berühmten Espresso ins Haus nach und versucht dann auch standes­gemäß, sie abzuküssen, wieder eine umständliche Slapsticknummer, und das Ganze setzt sich im Schlafzimmer unter der Bettdecke fort.

Eine typische »Curb«-Volte ist dann Larrys Entdeckung der positiven Aspekte der Bekanntschaft mit einer Rollstuhlfahrerin. Und er reizt den Behindertenbonus ziemlich aus. Behindertenparkplätze! Bevorzugung in Restaurants! Menschen, die einen anlächeln und auf den ersten Blick erst mal positiv bewerten! Gegenüber dem politisch überkorrekten Ehepaar Fowler war Larry eben noch der diskriminierende Fragenstel­ler in Sachen chinesisches Adoptivkind. Und ist nun auf einmal der gute Mensch mit Rollstuhlbekanntschaft.

Den Twist, der zu einer schönen Finalpointe führt, liefert eine Strandszene. Jeff & Susie kapseln sich kurz ab und lassen Larry auf Sammie aufpassen, die dann aber beim Baden im Ozean ein bisschen untergeht. Und Larry folgt seinem Rettungsimpuls, kehrt dann aber auf halber Strecke um, weil er sein Blackberry zurückbringen will. Als Larry dies als Entschuldigung hervorbringt, wirft Susie das Blackberry ins Meer. Alle Nummern sind weg, der Kontakt zu Denise ist unterbrochen.

Also macht sich Larry unmittelbar vor der Chee-Yun-Privataufführung auf die Suche nach ihr und begeht den nächsten Incorrectness-Fauxpas: mit der Annahme, dass sich alle Rollstuhlfahrer einer Nachbarschaft kennen, weil sie ja irgendwie dasselbe Schicksal teilen. Jedenfalls hört die von ihm befragte neue Rollstuhlfahrerin, Wendy, auch gerade Chee-Yun, und mangels seines ursprünglichen Rollstuhldates nimmt er einfach sie mit.

Denise ist dann doch anwesend, der Storybogen entlädt sich irgendwo zwischen Inflagranti und Verwechslungskomödie. Larrys Ausweg ist die Flucht auf eine Treppe, auf die ihn die erbosten Wheelchair-Ladys nicht folgen können, aber Rosie O’Donnell übernimmt für die beiden und macht sich auf Larry-Jagd.

Alles in allem war das eine autarke, wunderschön gestrickte Einzelfolge mit übrigens noch zwei Zugaben: 1. der lang erwarteten Rückkehr von Leon und 2. einem Streitgespräch mit Ted Danson, der Larry im Restaurant einen Kuchen schicken lässt (den dieser dann wegen Gesättigtheit ablehnt, es geht also wie so oft um die Ethik des Schenkens und Beschenktwerdens).

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 4. Folge

London, 17. Oktober 2009, 10:47 | von Dique

»The Hot Towel«
(11. 10. 2009 · HBO)

Das Feuerwerk der »Seinfeld«-Reunion in der Vorgängerfolge (7.03) wird nicht gleich fortgesetzt, kein Ex-Seinfelder ist in der aktuellen Folge mit dabei, abgesehen von Philip Baker Hall, den wir als Buch­detektiv Mr. Bookman aus der »Seinfeld«-Folge »The Library« (3.05) kennen und der in »Curb Your Enthusiasm« ab und an in der Rolle des Doctor Morrison auftaucht.

Diese »Curb«-Folge wirkte übrigens völlig überladen und in einigen Handlungsmotivationen ziemlich weit hergeholt, am Ende war es aber wieder eine typische Verknüpfungsorgie verschiedener Themenstränge:

1. Männer in kurzen Hosen

Männer in kurzen Hosen sind unerträglich, das wissen wir schon lange, und jetzt thematisiert LD das endlich mal, der ja auch eher immer aussieht wie frisch aus dem No-go-Laden eingekleidet, hehe.

Die Folge beginnt mit einer Szene im Flugzeug. Neben Larry sitzt ein Typ mit kurzen Hosen, käsige, haarige Männerbeine ragen heraus, und sofort wird belehrt, »let me give you a little tip, ok, a little travelling tip«. Sowas mache man einfach nicht, ebenso wenig wie andere zweifelhafte Sachen, »I like to play the bongos on my leg, I like to imitate horses, but I don’t do it!«

Am Ende der Folge wird Larry dann selbst in kurzen Hosen stecken, wird an die Haustür von seinem Arzt klopfen, an die Türen von Ted Danson und von Jeff, denn er ist auf der Flucht vor dem Lover einer Ex-Freundin, der ihm an die Wäsche will. Alle überraschten Türöffner machen dabei Bemerkungen über seine kurzen Hosen, und wie unmöglich es sei, so herumzulaufen.

2. Privatsphäre des Arztes

Das Hauptelement dieser Folge, ausexerziert wird es am Beispiel des schon erwähnten Dr. med. Morrison. Sowohl Sphärengrenzen (Öffentlichkeit vs. Privatheit) als auch Autoritätsgläubigkeit gehören eh zu den beliebtesten »Curb«-Themen und sie waren es bereits, to some extent, bei »Seinfeld«.

Larry hat sich mit einer verbrühten Hand in die Obhut des Arztes begeben, weil ihm eine Flugbegleiterin ein brüllend heißes Handtuch gereicht hatte (das kennen wir bereits aus der »Seinfeld«-Folge »The Cafe« (3.07), in der Kramer in eine Zu-heißes-Handtuch-Situation gerät). Nach der Behandlung möchte sich Larry die private Telefonnummer des Arztes geben lassen, nur zur Sicherheit.

Doc Morrison lehnt das ab, aus Prinzip, und die Diskussion, die dann doch zur Übergabe der Nummer führt, is a real masterpiece: Larry sagt, wie sinnlos er es finde, dass er im Notfall die Notfallnummer anrufen müsse und die Leute an der Notfallnummer dann den Arzt, bis der dann mit Larry Verbindung aufnehme. Viel besser sei es doch, wenn er direkt anrufen könne, und Morrison lässt sich dann auch, um Larry loszuwerden, breitschlagen, allerdings mit der klaren Anweisung: »I do not expect you to abuse it and I don’t want you to call me directly at home. (…) Don’t call!«

Sein »Don’t call!« führt natürlich sofort zum Gegenteil, wenn auch aus Versehen, denn eigentlich wollte Larry Jeff erreichen:

MORRISON: I distinctly recall asking you not to call me.
LARRY: No, no, I didn’t call.
MORRISON: How can you say you didn’t call, you did call!

Der Dialog, dieser »Verwählt!«-Dialog, dauert dann ziemlich lang, »this is the longest wrong number I’ve ever had in my life«.

Beim nächsten Arztbesuch und seiner Entschuldigung rückt Larry dem armen Arzt noch weiter auf die Pelle. Er wisse nun auch, wo dieser wohne, direkt bei Larry um die Ecke nämlich, er kenne das Haus. Der Doc ist sauer und very uncomfortable, denn das sei zu viel persönliche Information über ihn für einen Patienten. Am Ende der Folge taucht Larry dann, wie oben erwähnt, tatsächlich in Shorts vor dessen Tür auf.

3. Date mit der Ex-Freundin

Larry trifft Mary Jane, eine Ex-Freundin von vor 15 Jahren, die ihn überraschend sofort zu einem Wiederauffrischungsdate einlädt. Larry führt sie in ein Restaurant, das Date endet dann bei Mary Jane auf dem Sofa. Nachdem er als »lefty unhooker« trotz der verbundenen Hand ihren Bra aufgeknipst hat, klingelt leider das Telefon. Mary Janes Boyfriend ist dran. Eine Flagranti-Szene, sie hatte ihm dieses Detail vorenthalten, Larry ist vollkommen überrascht, muss fliehen, denn der Boyfriend ist nur um die Ecke und kommt gleich herauf.

4. Geburtstag bei Ted und Mary

Larry auf der Geburtstagsparty von Ted Danson, mal wieder. Dieses Mal verschenkt er einen Essensgutschein im Wert von 300 Dollar. Ted und Mary finden das Geschenk sehr gut, besonders im Vergleich zum »Freak Book« vom letzten Jahr, eine schöne Referenz auf die »Curb«-Folge mit dem Gastauftritt von John McEnroe.

Susie und Jeff haben als Geschenk für Ted eine Gesangseinlage ihrer Tochter Sammie vorgesehen, a cappella und das ziemlich grauenhaft, aber alle sind natürlich trotzdem gerührt und finden das ganz toll, außer Larry: »That’s a gift!? How is that a gift!« Er unterbricht Sammy vor allen anderen Gästen abrupt mit lautem Applaus, bevor das Lied zu Ende ist, ok, enough, that’s good, very good, that was wonderful, thank you.

Denselben knallharten Applausabbruch vollzieht er ein paar Tage später im Restaurant, als ein professioneller Sänger anhebt, der sehr schön singt. Larry erklärt sein Einschreiten mit Kindheitstraumata (sein Vater sang im Haus herum), die ihn nun »the sound of the human voice« nicht mehr ertragen lassen.

5. Christian Slater und die Unwritten Laws of Society

Zurück zur Party. Christian Slater ist auch da. Er steht am Buffet und schaufelt sich Unmengen Kaviar auf einen Keks. Larry: »I think you are going a little over your allotment.«

Slater findet Larrys Intervention ziemlich sticklerhaft, nimmt sich noch einen extra Löffel auf den Kaviarhaufen und sucht das Weite. Als die Hausherrin Mary zu Larry tritt, verdächtigt sie sofort ihn des Kaviarklaus, doch Larry verrät Slater. Er wird sich am Ende an Larry rächen, wenn dieser sich auf der Flucht vor dem aufgebrachten Boyfriend von Mary Jane verstecken muss. Slater wird ihn dabei beobachten und ihn dem Mary-Jane-Freund ausliefern.

Soweit der Recap in Rohform, eine Menge Stoff für die kurze Zeit einer Folge.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 3. Folge

Paris, 5. Oktober 2009, 13:27 | von Paco

»The Reunion«
(4. 10. 2009 · HBO)

Bei allem Overexcitement darüber, dass in dieser Folge der komplette »Seinfeld«-Cast auftritt, könnte fast untergehen, dass auch »The Reunion« wieder einen äußerst fein gestrickten Handlungsgang in Szene setzt, der zu jedem Zeitpunkt stimmig ist. Und ganz nebenbei werden wieder zwei Alltagsmythologien diskutiert: Trinkgeldkoor­dinierung im Restaurant (tip coordination) und Laiendiagnosen (geh mal zum Arzt, könnte eine Borreliose sein).

Larry sitzt Zeitung lesend bei den Greens und unterhält sich mit Jeff, der beim Obstschneiden erwähnt, dass NBC wieder mal wegen einer »Seinfeld«-Reunion-Show angefragt habe. Dieses Eröffnungsgespräch kommt etwas plump und ein bisschen zu schnell daher, kürzt aber auch jedes Gewese um die Reunion ab, da wir ja eh alle wissen, dass es auf die ein oder andere Weise dazu kommen wird.

Kurz darauf findet ein Treffen bei NBC statt, ursprünglich nur, damit aus Larrys Munde ein für alle Mal ein klares, deutliches, ewiges »NO!!!« erschalle. Es kommt anders: Larry ergeht sich in einer romantischen Traumsequenz, in der er mit dem Skript in der Hand im Original-Set von »Seinfeld« steht und Cheryl bezirzt (der er offenbar wie versprochen einen Part hineingeschrieben hat). Danach treten die vier regulären Seinfelder hinzu. Alle loben Larry, es herrscht perfekte Set-Harmonie mit banalen, überflüssigen Verständnisdialogen:

LARRY: I got a couple of little things. Michael, loved the entrance, that slide, it’s working.
MICHAEL RICHARDS: Well, it’s making me a bit dizzy, but I’ll do anything for you, Larry.

Aaaahh, das ist selbst für einen kühneren Wunschtraum lächerlich seifig und schon da ist klar, dass das genaue Gegenteil folgen wird. Zunächst aber schreit Larry als Ergebnis dieser Träumerei heraus: »I’LL DO IT!« Und er fängt sofort an, die George-Figur autobiografisch weiterzuschreiben: »I have a pretty good idea for George, too. In the 11 years since the show’s been off the air, he’s gotten married and divorced and now he’s gotta try and get his wife back.«

Ohne Übergang folgt das Überzeugungsgespräch mit Jerry Seinfeld. Dieser trägt wie stets sehr schreckliche Klamotten auf. Er hat so einen schwarz-dunkelgrau gestreiften Pullover an, dazu die notorische Jeans und natürlich weiße Socken und Sneakers. Er sieht aus wie frisch aus den Achtzigern. Jerry bringt dann leider auch Meg Ryan als Georges Ex-Wife ins Spiel und torpediert damit Larrys einzigen Grund für die Reunion: Cheryl ans Set zu kriegen, auf dass sie sich wieder in ihn zurückverliebe.

Auch Jason Alexander bringt beim One-on-one-Gespräch sofort andere Kandidatinnen für die Rolle ins Spiel. Nach dem Essen kommt es dann auch zum Streitgespräch über die Koordinierung des Trinkgelds. Larry möchte genauso viel geben wie George, doch dieser lässt sich nicht in die Karten sehen, zahlt ohne weitere Informationen über die Höhe und macht sich davon. Eine schöne Comme-il-faut-Szene, die sich später noch fortsetzt.

Beim zweiten Besuch desselben Restaurants (diesmal mit Kramer-Darsteller Michael Richards) stellt sich durch umständliches Gestenspiel mit dem nicht ganz aussagewilligen Kellner heraus, dass Alexander evtl. über 30 Dollar Trinkgeld gegeben hat, Larry dagegen nur 12. (Die Frage ist natürlich: Warum? Alexander wollte Larry vielleicht einfach nur schlecht aussehen lassen. Dazu passt, dass er vorher zum wiederholten Male die unloveable, jerky, schmucky, unappealing, selfish, stupid George-Figur beleidigt hat und damit mittelbar auch deren Vorlage, Larry selbst.)

Michael Richards kann Larrys Darlegung der Reunion-Pläne dann überhaupt nicht folgen, da er von den artsy Pinup-Bilder an den Wänden abgelenkt ist. Richards spielt dabei ein Kramer-artiges Irritiertsein und verabschiedet sich dann recht unvermittelt, so wie Kramer das in »Seinfeld« öfters getan hat. Für die Kramer-Figur unterbreitet Larry übrigens die Idee, to pick up a hooker so he could use the carpool lane, eine Idee, die aus »Curb« selbst stammt (Folge 4.06). Auch Elaine will er mit einer solchen selbstreferenziellen Anekdote ködern (Meta-Meta-Meta-Alarm): »A little girl asks you to give her doll a haircut, and you give her the haircut, and she finds out it doesn’t grow back, and she freaks out.« (vgl. Folge 2.07)

Außerdem wird in dieser Episode die Basketball-Motivik aus Folge 2.08 (»Shaq«) wieder aufgegriffen: Larry und Jeff werden nach dem beschlossenen Deal von NBC mit Karten für die Lakers eingedeckt. Die beiden Plätze sind allerdings billig und befinden sich am obersten Rand der Halle, von wo aus kaum etwas zu erkennen ist. Den NBC-Chef Sandy Goodman sieht Larry direkt unten am Spielfeldrand sitzen und wählt daraufhin vorwurfsvoll dessen Nummer. Mit dem Fernglas eines Sitznachbarn sieht er, wie er von Goodman weggedrückt wird und sagt ihm nach dem Spiel »to go fuck himself«.

Der Reunion-Deal scheint geplatzt und höchstens noch durch eine Entschuldigung Larrys möglich zu sein. In Gedanken an Cheryl entscheidet er sich dafür: »I’m gonna hate myself more than normally.« Letztlich wird das Vorhaben aber dadurch gerettet, dass Larry dem NBC-Goodman eine Laiendiagnose auf Borreliose (Lyme disease) stellt. Ein Motiv vom Anfang dieser Folge, als er Susie dieselbe Diagnose gemacht hat und dadurch, so Jeff, ihr Leben gerettet habe. Dass er später dafür Dank bei Susie einklagt, führt zu einer der üblichen Yelling-Dialoge.

Die »Seinfeld«-Zusammenführung scheint jedenfalls gerettet, gleich­zeitig beginnt Larry aber die Kontrolle über seinen Masterplan zur Rückgewinnung von Cheryl zu verlieren: Jerry trifft zufällig Meg Ryan und bietet ihr, wie angekündigt, auf eigene Faust die Rolle als Georges Ex-Wife an. Sie sagt auch sofort zu, und Jerry ruft krächzend ins Telefon: »Show’s back on! Meg Ryan’s in! We’re gooold!« Konsternierter Larry-Blick, Ende.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10


Curb Your Enthusiasm: 7. Staffel, 2. Folge

Paris, 28. September 2009, 12:08 | von Paco

»Vehicular Fellatio«
(27. 9. 2009 · HBO)

»Curb« goes Slapstick. Am Anfang der Folge 7.02 brüllt LD beinahe zwei Minuten lang Zivilisationshass aus sich heraus, während er versucht, ein in Plastik verschweißtes Navi auszupacken. Auch sonst war die gestrige Folge vollgepackt mit Mythen des Alltags und wieder astrein, ohne lose Enden und trotzdem mit überraschenden Volten durcherzählt.

Das Problem mit den schwer zu öffnenden Plastikverpackungen liefert auch die Schlusspointe, denn das »X-Acto«-Messer, so eine skalpell­artige Heimwerkerklinge, die Larry zum Öffnen der Navi-Verpackung gekauft hat, ist selbst ebenfalls so unzugänglich eingeschweißt. Die Zeit zwischen Anfangs- und Schlussbild wird gefüllt mit Szenen um das Hauptthema »blowjobs in cars« (Larry: »Wow, how gentile!«).

Nebenbei wird noch Loretta endlich aus dem Haus getrieben, und zwar so: Larry sieht ein Interview mit der Ärztin Dr. Karen Trundle, Autorin von »Walking out on Cancer«, die Krebspatienten generell empfiehlt, ggf. ihre(n) »toxic spouse« zu verlassen. Larry erkennt sich wieder als impatient, obnoxious, petty, argumentative und obsessed over meaning­less details at the expense of a harmonious relationship. Nach einer nie­derschmetternden Erkenntnis in der vorhergehenden Folge (»You can’t break up with somebody who got cancer.«), schöpft er Hoffnung vereinbart einen Termin bei der Ärztin.

Das Paargespräch ist dann wieder ein Musterbeispiel an spätem Dadaismus (Larry ergeht sich in Pferdeschnaufen, einem Reklamesong, überhaupt assoziativen Äußerungen jeder Art). Er dreht also völlig frei, um dem toxischen Ehemann zu entsprechen, dem man laut Wunder­ärztin sofort verlassen soll.

Letztlich kommt es zwar anders als gedacht, aber Loretta samt Familie (außer Leon) ist erst mal weg. Das ist auch gut, denn außer dauernd »LD« zu sagen hatte Loretta in der neuen Staffel nicht viel zu tun. Diese Figur wurde da ein bisschen verschenkt, denn dass Loretta am Ende von Staffel 6 mal so richtig Susie in Grund und Boden geschrien hat, ließ auf mehr solche Catfights hoffen.

Ansonsten taucht auch Richard Lewis mit seiner raumgreifenden Gestik in dieser Folge wieder auf. Er hat auch wieder ein neues endgültiges Girlfriend dabei und wieder vermasselt LD mittelbar diese »most special relationship«.

Nicht nur als Storyscharnier fungiert eine zweieinhalbminütige Begegnung im Wartezimmer der Ärztin. Irgendein früherer Nachbar spricht Larry dort an, es kommt larry-untypisch sogar zu einer Umarmung. Der Nachbar hat um den Hals eine Sonnenbrille hängen, der während dem »super strong hug« die Gläser herausfallen, und Larry soll diese bezahlen. Während der anschließenden Diskussion grinst LD ein bisschen zu sehr, er kann den Spaß am Dialog nicht gut verstecken, na ja.

Unmittelbar vor der oben erwähnten Schlusspointe mit dem eingeschweißten Zuschneidemesser wird dann noch die Frage beantwortet: Does a blowjob in the car (while driving) affect the driving? Susie & Jeff sind jedenfalls mit dem Auto eine Böschung hinabgesegelt.

Wie auch immer, Lorettas Abgang macht den Weg frei für eine doppelte Reunion, zum einen die von Larry und Cheryl, zum anderen, nach elfeinhalb Jahren, die von Larry und den »Seinfeld«-Leuten. Ganz sicher keine Reunion um der Reunion willen für die gealterten Fans irgendeiner Show, sondern ein Story Arch sui generis. Nächsten Sonntag.

Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10