»The Hot Towel«
(11. 10. 2009 · HBO)
Das Feuerwerk der »Seinfeld«-Reunion in der Vorgängerfolge (7.03) wird nicht gleich fortgesetzt, kein Ex-Seinfelder ist in der aktuellen Folge mit dabei, abgesehen von Philip Baker Hall, den wir als Buchdetektiv Mr. Bookman aus der »Seinfeld«-Folge »The Library« (3.05) kennen und der in »Curb Your Enthusiasm« ab und an in der Rolle des Doctor Morrison auftaucht.
Diese »Curb«-Folge wirkte übrigens völlig überladen und in einigen Handlungsmotivationen ziemlich weit hergeholt, am Ende war es aber wieder eine typische Verknüpfungsorgie verschiedener Themenstränge:
1. Männer in kurzen Hosen
Männer in kurzen Hosen sind unerträglich, das wissen wir schon lange, und jetzt thematisiert LD das endlich mal, der ja auch eher immer aussieht wie frisch aus dem No-go-Laden eingekleidet, hehe.
Die Folge beginnt mit einer Szene im Flugzeug. Neben Larry sitzt ein Typ mit kurzen Hosen, käsige, haarige Männerbeine ragen heraus, und sofort wird belehrt, »let me give you a little tip, ok, a little travelling tip«. Sowas mache man einfach nicht, ebenso wenig wie andere zweifelhafte Sachen, »I like to play the bongos on my leg, I like to imitate horses, but I don’t do it!«
Am Ende der Folge wird Larry dann selbst in kurzen Hosen stecken, wird an die Haustür von seinem Arzt klopfen, an die Türen von Ted Danson und von Jeff, denn er ist auf der Flucht vor dem Lover einer Ex-Freundin, der ihm an die Wäsche will. Alle überraschten Türöffner machen dabei Bemerkungen über seine kurzen Hosen, und wie unmöglich es sei, so herumzulaufen.
2. Privatsphäre des Arztes
Das Hauptelement dieser Folge, ausexerziert wird es am Beispiel des schon erwähnten Dr. med. Morrison. Sowohl Sphärengrenzen (Öffentlichkeit vs. Privatheit) als auch Autoritätsgläubigkeit gehören eh zu den beliebtesten »Curb«-Themen und sie waren es bereits, to some extent, bei »Seinfeld«.
Larry hat sich mit einer verbrühten Hand in die Obhut des Arztes begeben, weil ihm eine Flugbegleiterin ein brüllend heißes Handtuch gereicht hatte (das kennen wir bereits aus der »Seinfeld«-Folge »The Cafe« (3.07), in der Kramer in eine Zu-heißes-Handtuch-Situation gerät). Nach der Behandlung möchte sich Larry die private Telefonnummer des Arztes geben lassen, nur zur Sicherheit.
Doc Morrison lehnt das ab, aus Prinzip, und die Diskussion, die dann doch zur Übergabe der Nummer führt, is a real masterpiece: Larry sagt, wie sinnlos er es finde, dass er im Notfall die Notfallnummer anrufen müsse und die Leute an der Notfallnummer dann den Arzt, bis der dann mit Larry Verbindung aufnehme. Viel besser sei es doch, wenn er direkt anrufen könne, und Morrison lässt sich dann auch, um Larry loszuwerden, breitschlagen, allerdings mit der klaren Anweisung: »I do not expect you to abuse it and I don’t want you to call me directly at home. (…) Don’t call!«
Sein »Don’t call!« führt natürlich sofort zum Gegenteil, wenn auch aus Versehen, denn eigentlich wollte Larry Jeff erreichen:
MORRISON: I distinctly recall asking you not to call me.
LARRY: No, no, I didn’t call.
MORRISON: How can you say you didn’t call, you did call!
Der Dialog, dieser »Verwählt!«-Dialog, dauert dann ziemlich lang, »this is the longest wrong number I’ve ever had in my life«.
Beim nächsten Arztbesuch und seiner Entschuldigung rückt Larry dem armen Arzt noch weiter auf die Pelle. Er wisse nun auch, wo dieser wohne, direkt bei Larry um die Ecke nämlich, er kenne das Haus. Der Doc ist sauer und very uncomfortable, denn das sei zu viel persönliche Information über ihn für einen Patienten. Am Ende der Folge taucht Larry dann, wie oben erwähnt, tatsächlich in Shorts vor dessen Tür auf.
3. Date mit der Ex-Freundin
Larry trifft Mary Jane, eine Ex-Freundin von vor 15 Jahren, die ihn überraschend sofort zu einem Wiederauffrischungsdate einlädt. Larry führt sie in ein Restaurant, das Date endet dann bei Mary Jane auf dem Sofa. Nachdem er als »lefty unhooker« trotz der verbundenen Hand ihren Bra aufgeknipst hat, klingelt leider das Telefon. Mary Janes Boyfriend ist dran. Eine Flagranti-Szene, sie hatte ihm dieses Detail vorenthalten, Larry ist vollkommen überrascht, muss fliehen, denn der Boyfriend ist nur um die Ecke und kommt gleich herauf.
4. Geburtstag bei Ted und Mary
Larry auf der Geburtstagsparty von Ted Danson, mal wieder. Dieses Mal verschenkt er einen Essensgutschein im Wert von 300 Dollar. Ted und Mary finden das Geschenk sehr gut, besonders im Vergleich zum »Freak Book« vom letzten Jahr, eine schöne Referenz auf die »Curb«-Folge mit dem Gastauftritt von John McEnroe.
Susie und Jeff haben als Geschenk für Ted eine Gesangseinlage ihrer Tochter Sammie vorgesehen, a cappella und das ziemlich grauenhaft, aber alle sind natürlich trotzdem gerührt und finden das ganz toll, außer Larry: »That’s a gift!? How is that a gift!« Er unterbricht Sammy vor allen anderen Gästen abrupt mit lautem Applaus, bevor das Lied zu Ende ist, ok, enough, that’s good, very good, that was wonderful, thank you.
Denselben knallharten Applausabbruch vollzieht er ein paar Tage später im Restaurant, als ein professioneller Sänger anhebt, der sehr schön singt. Larry erklärt sein Einschreiten mit Kindheitstraumata (sein Vater sang im Haus herum), die ihn nun »the sound of the human voice« nicht mehr ertragen lassen.
5. Christian Slater und die Unwritten Laws of Society
Zurück zur Party. Christian Slater ist auch da. Er steht am Buffet und schaufelt sich Unmengen Kaviar auf einen Keks. Larry: »I think you are going a little over your allotment.«
Slater findet Larrys Intervention ziemlich sticklerhaft, nimmt sich noch einen extra Löffel auf den Kaviarhaufen und sucht das Weite. Als die Hausherrin Mary zu Larry tritt, verdächtigt sie sofort ihn des Kaviarklaus, doch Larry verrät Slater. Er wird sich am Ende an Larry rächen, wenn dieser sich auf der Flucht vor dem aufgebrachten Boyfriend von Mary Jane verstecken muss. Slater wird ihn dabei beobachten und ihn dem Mary-Jane-Freund ausliefern.
Soweit der Recap in Rohform, eine Menge Stoff für die kurze Zeit einer Folge.
Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10